Die Digitalisierung der Wirtschaft erfordert in den Unternehmen neue Führungsqualitäten, postuliert das Diplomatic Council, ein globaler Think-Tank, der die Vereinten Nationen berät. Statt althergebrachter hierarchischer Strukturen sei ein vernetzter Führungsstil angesagt.
Dr. Michael Fuchs, Sonderbeauftragter CIO des Diplomatic Council, erklärt: „Zu einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie gehört auch eine neue Führungsqualität: Network-Leadership statt hierarchischem Management. Das Führen in virtuellen Netzen ist dabei ebenso selbstverständlich wie das Verständnis für Diversity als Brutstätte neuer und interkultureller Denkansätze. Schließlich strömt die vernetzt denkende, wenig Hierarchie-affine Generation Y auf den Arbeitsmarkt.“ Darüber hinaus macht er die durch das Web 2.0 entstandenen Netzwerke, die Wissen über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg transportieren, für den Wandel im Führungsstil verantwortlich. Ebenso spiele die Forderung nach neuen Wegen für eine intelligente und innovative Nutzung des vorhandenen Humankapitals unter dem Druck der demografischen Entwicklung eine Rolle.
Führung geht auf Teams und Netzwerke über
Dazu Dr. Michael Fuchs: „Führungskräfte sind in einer digitalisierten Welt nicht mehr das alleinige Zentrum der Macht in Unternehmen. Stattdessen geht Führung immer häufiger auf global agierende Teams und Netzwerke über. Mitarbeiter arbeiten auf internationalem Parkett eigenständig und gemäß ihrer Stärken; die Rollen zwischen Führungskraft und Mitarbeiter wechseln fließend.“
Neue Führungsmethodik
Der neue Führungsstil Network-Leadership bedeutet aber nicht, dass sich Beschäftigte und Netzwerke „von selbst“ führen, warnt Dr. Michael Fuchs. Es müsse weiterhin in zahlreichen Rollen gemanaged werden.
So wird ein Beziehungsmanager benötigt, der den Austausch zwischen der für die Digitalisierung unerlässlichen Informationstechnologie und den Geschäftsprozessen regelt. In der ebenfalls notwendigen Rolle des Architekten geht es um die Entwicklung von Standards für Daten, Anwendungen und mobile Endgeräte. Das beinhaltet die Beobachtung des Wettbewerbs und das Aufdecken neuer Kundengruppen. Projekt- und Programm-Manager kümmern sich vor allem um abteilungsübergreifende Vorhaben. Hier ist nicht selten „politisches Gespür“ gefragt. Der Vendor-Manager entwickelt sich zunehmend zum Berater für die Fachabteilungen hinsichtlich Funktionalität und Sicherheit. Der Experte für Nutzer-Erfahrung muss das Unternehmen durch die Brille des Verbrauchers beziehungsweise Unternehmenskunden sehen können. Der Daten-Experte behält die Übersicht über die im ganzen Unternehmen verstreuten Daten und erklärt, was mit welchen Daten getan werden darf und was nicht. Geschäftsprozess-Designer sorgen für die Balance zwischen der Anpassung der Systeme und der Anpassung der Prozesse. Von besonderer Bedeutung ist der Sicherheitsexperte.
„Die Unternehmen sollten sich über diese unterschiedlichen Rollen im klaren sein, um eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie auf die Beine zu stellen“, sagt Dr. Michael Fuchs. Er räumt ein: „Häufig werden sicherlich mehrere Rollen in einer Person vereint werden. Wichtig ist in jedem Fall, dass die handelnden Personen in einer vernetzten Umgebung der Gleichberechtigung agieren statt in hierarchischen Weisungsstrukturen.“