Investitionen in Food-Tech-Branche 2015 um 65 Prozent gestiegen

food-1283108_1920CUBE veröffentlicht eine Studie zur aktuellen Entwicklung von Investments in Startups im Food-Tech-Segment. Entstanden ist die Untersuchung in Kooperation mit Statista.

„Wer sorgt für unser Essen von morgen?“, „Welchen Herausforderungen muss sich die Landwirtschaft stellen, welche Technologien machen sie zukunftsfähig?“ – Mit Fragen wie diesen hat sich die Studie unter anderem beschäftigt.

In der Studie hat sich CUBE auf die Entwicklungen im Bereich der Food-Tech-Startups im weiteren Sinne konzentriert, die mit smarten Technologien und Innovationen für aufsehenerregende Neuerungen in einem wachsenden Ökosystem sorgen. Junge Firmen mit den Spezialgebieten Crop-Science (Acker- und Pflanzenbau), Agtech (Agrartechnologie), Digital-Farming (digitale Landwirtschaft) sowie Food-Processing (Lebensmittelverarbeitung) drängen auf den Markt, fordern traditionelle Produktionsmodelle heraus und haben sich der Revolutionierung des Marktes verschrieben.

Wachstum der Investitionssumme um 65 Prozent in Food-Tech-Branche in 2015

Fakt ist, dass sich die Food-Tech-Industrie mehr und mehr auf nachhaltige Innovationen verlagert, die ökologische Faktoren verbessern. Da die Weltbevölkerung ständig wächst, wird es immer deutlicher, dass technologische Neuerungen dringend gebraucht werden. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die Investitionen in diesem Sektor im letzten Jahr im Vergleich zu 2014 um fast zwei Drittel stiegen. So stieg die Finanzierungsaktivität im Food-Tech-Segment im Jahresvergleich deutlich an: Plus 65 Prozent Volumen und 58 Prozent mehr Finanzierungsrunden. Das gesamte Investmentvolumen stieg 2015 auf über 2 Milliarden Dollar. Dies verdeutlicht, dass das Interesse von großen Unternehmen und Investoren an der Food-Tech-Branche insgesamt stark zugenommen hat. Mit der aktuellen Studie liefert CUBE eine detaillierte Einsicht in Entwicklungen und Trends in diesem lebenswichtigen globalen Wirtschaftszweig.

Vier Säulen der Branche – von der Saat bis zur Nahrung

Der Branchenüberblick konzentriert sich auf die vier großen Segmente von der Saat bis zur fertigen Nahrung: Crop-Science, Agtech, Digital-Farming und Food-Processing. Gewinner in Bezug auf Investitionsvolumen sowie Finanzierungsrunden im Jahr 2015 ist der Bereich Agtech, gefolgt von Digita- Farming und Food-Processing. Einzig im Bereich Crop-Science sank das Investmentvolumen aufgrund geringerer Gesamt- sowie kleinerer individueller Investments in Crop & Soil-Tech. Investments in Spezialgebiete der Crop-Science-Branche – Biotech und Biomaterials – stiegen jedoch an und erzielten höhere individuelle Finanzierungen.

Agtech – Wachstum und Ernte dank smarter Technologien

Das jährliche Agtech-Investmentvolumen hat sich 2015 fast verdreifacht auf 1,2 Milliarden. Dollar. 67 Prozent der Startup-Finanzierungsrunden im Jahr 2015 gingen an Anbieter digitaler Lösungen für Landwirte in Form von Agtech und Digital-Farming-Anwendungen (2014: 44%). Die Anzahl der Finanzierungsrunden nahm besonders stark im Bereich Agtech mit + 58 Prozent zu. Zudem gab es hier das höchste Durchschnittsvolumen von 10,3 Millionen Dollar. Der Investmentanstieg im Bereich Agtech um + 266 Prozent wurde hauptsächlich von größeren Investments in Bewässerungs- und Wasser-Tech-Startups (56%) bestimmt. Darüber hinaus erhielt das Spezialgebiet Drohnen und Robotik (32%) etwas mehr als ein Drittel der 2015er-Finanzierungen in diesem Bereich.

Als ein spannendes Beispiel der Agtech-Branche führt CUBE in der Studie die Berliner Firma ECF Farmsystems an, ein Spezialist im Bereich Aquaponik Farming. Aquaponik bezeichnet ein Verfahren, das Techniken der Aufzucht von Fischen in Aquakultur mit Gemüseanbau in Hydrokultur verbindet. Hierbei wird das Fischaufzuchtwasser für die Versorgung von gleichzeitig angebautem Gemüse mit Wasser und Naturdünger verwendet. Der Effekt: Wassereinsparung um bis zu 90 Prozent bei Fischzucht und Gemüseanbau, Einsparung von Nutzflächen und geringere Kosten für Dünger und Transport gegenüber herkömmlichen Ansätzen.

Digital-Farming – Gezielter Datenzugang liefert Entscheidungshilfen

Im Bereich Digital-Farming sorgte ein großer Finanzierungsdeal für den Anstieg des Investment-Volumens. Die Anzahl der Runden und das durchschnittliche Volumen stiegen ebenfalls an. Decision-Support-Systeme für die Landwirtschaft zogen 128 Prozent mehr Finanzierungsvolumen an als noch 2014. Digital-Farming-Startups, die Landwirten den Zugang zu Big-Data und zu Cloud-Anwendungen geben, erhielten 2015 Finanzierungen in Höhe von 295 Millionen Dollar. Die Startups entwickelten intelligente Lösungen, um Daten von Satelliten, Kameras, Sensoren sowie aus Netzwerken zu ziehen und zu nutzen. Diese dienen dazu, Landwirte bei Entscheidungen und in der Präzisionslandwirtschaft zu unterstützen.

Zu den beispielhaften Vertretern der Digital-Farming-Branche gehört die US-amerikanische Firma Planet Labs. Sie bietet eine Technologie, die Informationen über die sich verändernde Erde via Satellitenbildaufnahmen sammelt. Die Hochfrequenzbilder liefern einen konstanten Strom aktueller Informationen, um Veränderungen an Ernte und Böden zu identifizieren. Der Datenstrom ist über eine Cloud-basierte Plattform zugänglich und ermöglicht Landwirten, fundiertere Entscheidungen zu treffen, Einsatzmengen zu optimieren, die Profitabilität zu steigern sowie nachhaltige Landwirtschaftsmethoden zu verbessern.

Food-Processing – Neue Technologien zur Schließung der Protein-Lücke

Im Bereich Food Processing bestimmten Investments in Food-Tech- und Nahrungsmittelsicherheits-Startups den Gesamtanstieg. Das Segment „Nachhaltiges Protein“ erhielt 44 Prozent der Investitionssumme und zog hohe Einzelfinanzierungen an. Dies ist ein Spezialgebiet der Branche, das sich mit der Ersetzbarkeit von Eiern und Fleisch durch Pflanzenproteine beschäftigt – eine wichtige globale Herausforderung.

Als ein ausgewählter Player im Bereich Food-Processing, Spezialgebiet Nachhaltiges Protein, wird in der Studie die französische Firma Ynsekt vorgestellt. Sie nutzt Insekten, um organische Substrate mittels Biokonversion in eine nachhaltige Nährstoffquelle unter anderem für die Tierzucht zu verwandeln. Die Nutzung von Insekten als Protein-Quelle könnte der Schlüssel zur Verlangsamung des Rückgangs von natürlichen Protein-Quellen sein.

Crop-Science – Nachhaltige Lösungen zur Düngemittelnutzung

Das Investmentvolumen in Crop-Science sank im Jahresvergleich um 27 Prozent. Die Anzahl der finanzierten Crop- und Soil-Tech-Startups stieg jedoch. Während 2014 die Mehrheit der Investments in Crop- und Soil-Tech flossen, erhielten Biomaterials und Biotech 2015 über 50 Prozent.

Ein beispielhafter Vertreter der Branche im Bereich Biomaterials und Biochemicals ist das britische Unternehmen Azotic Technologies. Mit „N-Fix“ hat es eine natürliche Stickstoff-Technologie geschaffen, die eine nachhaltige Lösung für effiziente Düngemittelnutzung zur Verfügung stellt. Sie ermöglicht eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Stickstoffbelastung, ersetzt bis zu 50 Prozent des Stickstoffbedarfs der Anlage und reduziert die Übernutzung.

Die Investoren – Suche nach Wachstumsfeldern und Weidegründen etablierte Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie und dem Landwirtschaftssektor investieren in Startups, um mit Konkurrenten Schritt zu halten oder um neue Wachstumsfelder zu erschließen. Dazu gehört die Schweizer Firma Syngenta, ein Agrar-Riese für Saatgut und Pflanzenschutz mit einem Gesamt-Investmentvolumen von 100 Millionen Dollar, das unter anderem in Technologien rund um Crop-Science und Digital-Farming fließt. Andere bekannte Firmen wie Bayer (Deutschland) investieren in erster Linie in den eigenen Kernbranchen. Im Fokus der Investitionen steht dabei die Pflanzenforschung. Bei einem Gesamt-Investmentvolumen von 175 Millionen Euro investiert BASF (USA) unter anderem in Biotechnologie. Auch Internet-Unternehmen investieren in Agtech-Anwendungen wie Smart-Equipment. Dazu gehört der Internet- und Werbegigant Google, der in weitere Branchen vorstößt, in denen Nutzerdaten relevant sind. Bei einem Gesamt-Investmentvolumen von 960 Millionen Dollar gehört die Robotik zu seinen Investitionsfeldern. Auch Spieler von außerhalb der Industrie entdecken neue Weidegründe für ihre Anwendungen, darunter SAP. Im Fokus bei einem Gesamt-Investmentvolumen von 650 Millionen Dollar steht für SAP der Bereich Digital-Farming. Das deutsche Unternehmen entwickelt auch eigene Lösungen für die Präzisionslandwirtschaft mit ERP-Technologien, Big-Data- und Cloud-Anwendungen.

„Unsere Studie zeigt, dass Food-Tech immer wichtiger wird und vor allem die Bereiche Agtech und Digital-Farming stark gewachsen sind. Das zeigt die Zahl der Investitionen deutlich. Wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird und zukünftig weitere Startups in den Markt einsteigen werden“, kommentiert Dr. Torsten Oelke, Executive Chairman CUBE, die Ergebnisse.

Die vollständige Studie findet sich: http://cube-global.com/study-food-tech-industry/