Warum scheitern so viele IT-Projekte?

Im vergangenen Jahr ging nach einer Umfrage von Innotas bei fünfzig Prozent aller Unternehmen im letzten Jahr ein IT-Projekt schief. Der wesentliche Grund hierfür war der Mangel an Ressourcen um die gesteckten Projektanforderungen erfüllen zu können.

Wo sind all die Projektmanager hin? Leidet die IT-Branche wirklich an einen Mangel an erfahrenen Projektmanagern? Die einfache Antwort lautet: Nicht unbedingt! Sowohl Angebot und Nachfrage für Projektmanager blieb im vergangenen Jahr konstant. Die Nachfrage nach Projektmanagern in allen Bereichen ist stabil und umfasst alle vertikalen Märkte. Darüber hinaus bewegen sich die Gehälter weit über dem Durchschnitt der normalen IT-Löhne.

In den letzten Jahren hat sich jedoch die qualitative Seite der Projektmanager verschoben. Ein Projektmanager muss heute zusätzliche Aufgaben übernehmen, welche jenseits der reinen Verwaltung des IT-Projekts liegen. Auch ist die Rolle eines klassischen Projektmanagers im Umbruch. Fester Bestandteil einer Stellenbeschreibung für einen Projektmanager bleibt weiterhin die Steuerung und Überwachung der Projekte, die Kommunikation mit den am Projekt beteiligten Gruppen, die Motivation der Teams und die Einhaltung der Zeitpläne.

Mit dem Einzug agiler Entwicklungsmethoden in die Unternehmen muss der Projektmanager mehr Führungsaufgaben übernehmen und die Entwicklung gezielt anleiten.

Viele Unternehmen haben einen erhöhten Bedarf an Projektmanagern, die sich mit einer wachsenden Zahl von Software-basierten Technologielösungen und -Anwendungen auseinander setzen müssen. Die Unternehmen statten jedoch die Projekte nicht mit genügend Personal und Ressourcen aus, sondern delegieren die Lösung an die Projektmanager.

Somit arbeiten Projektmanager heute nicht mehr nur projektbezogen, sondern übernehmen darüber hinaus auch Aufsichts- und Kontrollfunktionen. Sie sind für das Management der Systemlösungen und der Anwendungen sowie das Management der Software-Entwickler zuständig. Da es in den Projekten in der Regel nie genug Entwicklerressourcen gibt, ist es Aufgabe des Projektmanagers diese Lücken zu füllen. Dadurch verschwimmt der klassische Aufgabenbereich eines Projektmanagers zusehends und erfordert weit über die in der reinen Stellenbeschreibung enthaltenen Kompetenzen.

Die Ressourcenknappheit könnte eine der Ursache sein, warum viele Projekte scheitern. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. In den Unternehmen herrscht inzwischen ein IT-feindliches Klima. Der Satz: IT ist das Problem, nicht die Lösung!“, beschreibt genau die Denkweise der durch die Kosten gesteuerten Projekte.

Die Unternehmen bewegen sich derzeit in Richtung eines anwendungszentrierten Fokus. Dadurch nimmt die Anzahl der parallel zu realisierenden IT-Projekte deutlich zu. Die IT-Abteilungen sind in der Zwickmühle. Einerseits verfügen sie über zu wenig qualifiziertes Personal, andererseits können sich die IT-Abteilungen den neuen Projekten nicht verschließen, da diese sonst Gefahr laufen, von der Geschäftsleitung nicht als wertvoller Projektpartner, sondern als teures Kostenzentrum angesehen zu werden.

Die Ära der Hardware und Betriebssystemen liegt in den meisten Unternehmen bereits hinter ihnen. Im Moment dominieren die Anwendungen das Geschehen in der IT. Im Alltag kümmert es niemand von der Business-Seite wie eine Lösung aussieht und aus welchen Bestandteilen diese besteht. Was zählt ist der Wert der Anwendung.

Diese Verschiebung stellt eine zunehmende Belastung für die IT-Abteilungen dar. Diese müssen die von der Geschäftsentwicklung bestellten Anwendungen installieren und betreiben, auch wenn die Abteilung bereits völlig überlastet ist, und haben keine Möglichkeit, die anstehenden Projekte sinnvoll zu priorisieren. Darüber hinaus wird in vielen Unternehmen die IT als Kostenfaktor und nicht als eine wichtige Ressource betrachtet, die einen Mehrwert erzeugt.

Der Übergang zum anwendungsorientierten Betrieb bedeutet jedoch, dass es über einen längeren Zeitraum eine große Nachfrage nach erfahrenen Projektmanagern geben wird. Leider wird die IT immer noch vom „Kostenstellendenken“ dominiert. Da die IT den Unternehmen sehr viel Geld kostet, haben die IT-Verantwortlichen oft das Gefühl, allen Projekten zustimmen zu müssen, egal ob diese auch umgesetzt werden können. Dieses Denken stammt aus den Zeiten des Dot-Com-Booms der späten 1990er Jahre und seiner Folgen. Den damals oftmals unnötig aufgeblähte IT-Abteilungen wurden die Budgets drastisch gekürzt und in der Folge die Mitarbeiterzahl stark reduziert.

Fazit

Die Konsolidierungs- und Kostensenkungskampagnen haben ihren Tribut gefordert. Es existieren in den Unternehmen nicht viele Anreize das Dogma „Kostensenkung“ kreativ zu umgehen. Das ist sicher der falsche Ansatz. Natürlich gab es auch in der Vergangenheit einige Projekte, die aus diversen Gründen fehlgeschlagen sind. Heute scheitern die Projekte jedoch meist am Mangel an erfahrenen Personen. (mh)