Malware Bazarloader dringt über Kontaktformulare ein

Jelle Wieringa, Security Awareness Advocate bei KnowBe4

E-Mails stellen die Basis für die gängige Form des Phishings dar, aber es gibt eine neue Angriffstechnik, die einen anderen, subtileren Weg der Annäherung verfolgt: das Kontaktformular eines Unternehmens. Abnormal Security hat herausgefunden, dass die Bazarloader-Malware über diese Social-Engineering-Technik verbreitet wird, mit der E-Mail-Filter erfolgreich umgangen werden können. Anstatt Phishing-E-Mails an die Zielpersonen zu senden, verwenden die Bedrohungsakteure zunächst Kontaktformulare von Unternehmen, um die Kommunikation einzuleiten. Die Sicherheitsexperten von BleepingComputer beschreiben, wie das Verfahren funktioniert:

In einem Fall geben sich die Angreifer als Mitarbeiter eines kanadischen Bauunternehmens aus, die eine Anfrage für ein Produktangebot stellten. Die Angreifer senden eine bösartige ISO-Datei, nachdem der Mitarbeiter auf die Phishing-E-Mail geantwortet hat. Dazu werden File-Sharing-Dienste wie Transfernow und Wetransfer genutzt, da ein direkter Versand dieser Dateien nicht möglich ist oder Sicherheitswarnungen auslösen würde. Da automatische E-Mail-Filter immer besser Phishing-Versuche erkennen, suchen Kriminelle nach Angriffstechniken, die diese Tools umgehen.

Zudem verfolgen die Sicherheitsforscher von Abnormal Security diesen Trend und nennen hierbei zwei Vorteile, die Kriminelle in diesem Ansatz sehen:

  1. Tarnung der Kommunikation als eine Anfrage, von der der Nutzer annehmen kann, dass sie über ein reguläres Online-Anfrageformular eingeht.
  2. Umgehung der potenziellen E-Mail-Abwehrmechanismen, da die Anfrage über einen legitimen Absender übermittelt wird und keine bösartigen Inhalte enthält.

Die vom Bedrohungsakteur eingesetzte „Backdoor“ wird in der Regel verwendet, um die Bazarloader-Malware bei den Opfern einzusetzen, was darauf schließen lässt, wer dafür verantwortlich ist. „Basierend auf unserer Analyse haben wir festgestellt, dass bei diesen Angriffen versucht wurde, Bazarloader-Malware zu installieren. Bazarloader wird am ehesten mit der Cybercrime-Gruppe Wizard Spider in Verbindung gebracht, die für die Entwicklung des Banking-Trojaners Trickbot und der Ransomware Conti verantwortlich gemacht wird“, schreibt Abnormal Security.

Besonders interessant ist hier, wie bösartige Akteure die unternehmenseigenen Kommunikationskanäle und Geschäftsprozesse gegen Mitarbeiter einer Organisation einsetzen. Das Kontaktformular wird für die Kontaktaufnahme genutzt. Und obwohl es bereits Teil des Social-Engineering-Angriffs ist, enthält dieser Schritt keine schadhafte Nutzlast, sondern dient vielmehr dazu, das E-Mail-Gateway im Kommunikationsstrom zu umgehen. Zudem hilft es dabei das Vertrauen des Opfers zu gewinnen, indem häufig eine gültige Anfrage gestellt wird, die täuschend echt aussieht und den Erwartungen des Opfers entspricht.

Indem sie dann einen Nicht-E-Mail-Dienst wie Wetransfer verwenden, können die Bedrohungsakteure die E-Mail-Filter vollständig umgehen. So kann das Opfer den bösartigen Inhalt einfach direkt herunterladen. Die Schlussfolgerung aus all dem ist, dass die bösartigen Akteure immer raffinierter werden. Sie versuchen mit allen denkbaren Angriffstechniken, die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Kompromittierung ihrer Opfer zu erhöhen. Aus diesem Grund sollten Unternehmen ebenfalls diese Perspektive einnehmen, alle Geschäftsprozesse genau betrachten und nach potenziellen Schwachstellen Ausschau halten und mögliche Angriffsflächen identifizieren. Cyberkriminelle werden immer kreativer und deshalb sollten die Unternehmen entsprechend proaktiv ihre Sicherheitsarchitektur optimieren.

Die effektivste Maßnahme zur Vorbeugung solcher Angriffe ist, ein umfassenden Security-Awareness-Training für die Mitarbeiter anzubieten und umzusetzen. Grundsätzlich wird hierbei versucht, mithilfe von simulierten Phishing-Mails zu testen, wie aufmerksam die Mitarbeiter sind. Das Ziel der Trainings ist, eine gesteigerte Sensibilisierung bezüglich der Gefahren und dem Erkennen solcher Attacken zu erreichen. Die Anzahl der erfolgreichen Phishing-Angriffe auf das Unternehmen kann durch ein solches Training sehr stark reduziert werden und neben den technischen Sicherheitsoptionen können die Mitarbeiter somit als menschliche Firewall geschult und eingesetzt werden.

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