Das Gros der Sprachkommunikation bleibt auf dem Tisch

Florent Aubert, Head of Product Management bei Snom

Das gesprochene Wort wird auch in Zukunft ein elementarer Bestandteil der Business-Kommunikation bleiben. Netzpalaver sprach mit Florent Aubert, Head of Product Management bei Snom, über die Zukunft des Tischtelefons, künftige Marktentwicklungen, die Individualisierung und Implementierung neuer Funktionen sowie über die Datensicherheit.

 

Netzpalaver: Wie steht es um das klassische Tischtelefon auf dem Büroschreibtisch?

Florent Aubert: Diese Frage stellen wir uns bei Snom natürlich auch immer wieder. Und unsere Antwort lautet: „Nach wie vor sehr gut.“ Das bestätigt auch eine von uns bei Norstat im Sommer letzten Jahres in fünf europäischen Ländern in Auftrag gegebene Umfrage: Auf 83,5 % aller Büroarbeitsplätze steht ein Tischtelefon, in Deutschland sind es 80,3 %.*

 

Netzpalaver: Wie wird sich der Markt entwickeln?

Florent Aubert: Tischtelefone werden noch lange als Standard-Sprach-Kommunikationsprodukt einen festen Platz auf Büroschreibtischen behalten. Wir registrieren aber auch eine parallel stetig steigende Nachfrage nach DECT-Geräten, die Nutzern eine höhere Flexibilität nicht nur im Büro, sondern auch in der Produktion, in Warenlagern oder Krankenhäusern bieten. Uns freut diese Entwicklung und das signifikante Wachstum in allen Einsatzbereichen, ist Snom doch auch hier sehr gut aufgestellt.

 

Netzpalaver: Welche Innovationen sind von Snom in 2020 zu erwarten?

Florent Aubert: Natürlich wird es 2020 etliche neue Entwicklungen geben – ich bitte aber um Ihr Verständnis, dass ich noch keine Details nennen werde. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass alle Neuheiten noch stärker an den Bedürfnissen unserer Nutzer orientiert sein werden.

 

Netzpalaver: Wie sieht diese Orientierung genau aus?

Florent Aubert: Schauen wir zunächst mal auf die Firmware: Unsere Telefone und DECT-Produkte werden an ganz unterschiedlichen Arbeitsplätzen eingesetzt. Viele Anwender nutzen nur die einfache Telefonfunktion und freuen sich zum Beispiel über ein vollständiges Adressbuch. „Heavy-User“ – etwa in Callcentern, Serviceeinrichtungen oder in der Kundenberatung – brauchen dagegen eine breite Palette an Funktionen, um ihre Arbeitsabläufe möglichst effizient zu gestalten. Dazwischen gibt es die klassischen Büronutzer, für die Optionen wie „Weiterleitung“, „Makeln“ oder Konferenzen ein wichtiges Thema sind. Diese Funktionen sollen sie umstandslos zur richtigen Zeit vorgeschlagen bekommen, weniger genutzte Leistungsmerkmale können sich dafür eher im Hintergrund befinden. In Zukunft werden wir für diese unterschiedlichen Nutzeranforderungen maßgeschneiderte Firmware-Versionen bereithalten. Wir planen, in den nächsten drei Jahren die Endgeräte modular mit unterschiedlichen User-Interfaces auszustatten, um den Nutzern ein auf sie zugeschnittenes Leistungspaket für ein bestmögliches Anwendererlebnis anzubieten. Wir orientieren uns dabei an Autoherstellern, die ähnliche Ansätze bereits vor vielen Jahren umgesetzt haben. Denn dem einen mag die Grundausstattung voll ausreichen. Wer aber zum Beispiel beruflich viel unterwegs ist, der kann und möchte vielleicht nicht auf nützliche Leistungsmerkmale verzichten, die ihm den Alltag erleichtern und das Arbeiten effizienter machen.

 

Netzpalaver: Wie treiben Sie die Innovationsentwicklung bei Snom voran?

Florent Aubert: Um sicherzustellen, dass wir alle relevanten Faktoren, Anforderungen und Erkenntnisse kennen, die für die Entwicklung neuer Produkte wichtig sind, binden wir zwei Wissensquellen ein: Erstens den Erfahrungsschatz, den jede Abteilung von Snom tagtäglich mit unseren Produkten, unseren Kunden, Partnern und Stakeholdern aufbaut. Zweitens die Rückmeldungen unserer Partner und Kunden, mit denen wir in einem engen Kontakt stehen. Dieser hohe Aufwand zahlt sich aus: Können wir unseren Partnern und Kunden doch am Ende Produkte und Lösungen anbieten, die ihnen einen noch umfassenderen Nutzen auf allen Wertschöpfungsebenen bringen.

Wir hatten schon immer eine eigene Entwicklungsabteilung im Haus. Von der personellen Seite her sind wir also bestens aufgestellt. Wichtig für das Verständnis von Snom ist, dass wir Innovation als einen vielschichtigen Prozess frei von Silodenken verstehen, in den wir alle Fachgebiete einbinden – Stichwort: Design-Thinking. So ist es uns möglich, unsere Kunden und deren Anforderungen kompromisslos und radikal in den Mittelpunkt aller Entwicklungen zu stellen. Zudem schauen wir genau hin, wie sich die Berührungspunkte der Kunden mit unseren Produkten vor dem Hintergrund der digitalen Transformation und neuer Arbeitsstrukturen – Stichwort „Remote Work“ und Arbeit 4.0 – verändern und verändern könnten. Wir sammeln also in einer ersten Runde, der sogenannten Diverging-Phase, zunächst in der Breite viele Ideen. In der anschließenden Converging-Phase geht es dann darum, die Ideen auszuwählen und zu kombinieren, die für unsere Kunden den größten Nutzwert haben. Dabei geht es auch um Emotionen und persönliche Interaktionspräferenzen, die weit über funktionale und ästhetische Aspekte hinausreichen. Man kann sagen: Wir haben einen neuen integrativen Ansatz für Innovation etabliert, der in der Branche sicher zum absoluten Top-Level gehört, was uns auch die ersten Kunden bereits bestätigen.

 

Netzpalaver: Wie reagieren Sie dabei auf die permanenten Änderungen in der Arbeitswelt?

Florent Aubert: Ganz einfach: Wir sehen Innovation nicht als punktuellen Prozess, um in regelmäßigen Abständen neue Gerätegenerationen auf den Markt zu bringen. Wir haben eine Kultur der „permanenten Innovation“ entwickelt, die wir kontinuierlich vertiefen und verfeinern wollen. Die Arbeitswelt – und mit ihr die Arbeitsformen – verändern sich sehr stark und gefühlt immer schneller, was gern mit den Stichworten „New Work“ und „Digital Transformation“ umschrieben wird. Solch tiefgreifende Entwicklungen beeinflussen aber immer auch die Art der Sprachkommunikation – und in der Folge die dafür benötigten Produkte. Das ist der Grund, weshalb sich die Nachfrage in immer kürzeren Zyklen ändert und größtmögliche Flexibilität verlangt. Mit unserem holistischen Ansatz im Innovationsmanagement schaffen wir jetzt die Voraussetzungen für die notwendige Flexibilität und Kreativität, um unseren Kunden stets die Werkzeuge in die Hand zu geben, die sie für ihren Erfolg brauchen.

 

Netzpalaver: Top-Produkte sind das eine, die Kunden erwarten eine 360°-Betreuung. Wie gehen Sie darauf ein?

Florent Aubert: Viele Innovationen können wir über die ständige Aktualisierung der Firmware regeln. Wir werden deshalb zukünftig alle 8 bis 12 Wochen Software-Aktualisierungen für unsere Kunden veröffentlichen. Für unsere Partner bieten wir speziell auch für die Fernwartung und -installation den Secure-Redirection and Provisioning-Service – oder kurz: SRAPS. Dank dieses professionellen Weiterleitungs- und Provisionierungstools können unsere Fachhandelspartner schnell reagieren, etwa wenn neue Telefone für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unterschiedlichen Zeitzonen oder in verschiedenen Sprachvarianten eingerichtet werden müssen.

 

Netzpalaver: Wie steht es um das Thema Datensicherheit?

Florent Aubert: Snom bietet höchste Datensicherheitsstandards im vollen Einklang mit der DSGVO. Wir speichern alle Daten, im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern, nicht in Übersee oder Irland, sondern in Frankfurt am Main in einem hochgesicherten Rechenzentrum. Es werden nur so viele Daten wie nötig oder vorgeschrieben gespeichert, aber so wenig wie möglich. Die Daten werden kontinuierlich nicht-personenbezogen evaluiert, um so wiederum Anhaltspunkte für die Entwickler-Teams zu erhalten, die dann mit diesem Wissen den Kunden noch bessere Produkte anbieten können.

 

Netzpalaver: Was wird sich langfristig in der Business-Telefonie ändern?

Florent Aubert: Im Kern gar nicht so viel: Denn das gesprochene Wort wird auch in Zukunft ein elementarer Bestandteil der Business-Kommunikation bleiben. Welche neuen Produkte und Lösungen sich durchsetzen werden, entscheiden die Kunden und Partner. Snom ist dafür bestens vorbereitet: Wir haben hochmotivierte agile Teams. Diese Teams betrachten die Produktentwicklung innerhalb des Dreiecks „Technologie-Design-Anwendung“, kurz TDA, aus allen Perspektiven ergebnisoffen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sowie die Ko-Kreation, also die offene und ehrliche Rückmeldung unserer Partner und Kunden, bilden die Grundlage, auf der wir unsere Konzepte für neue Produkte und Lösungen erarbeiten.
Kurzum: Snom stellt sich den zukünftigen Herausforderungen auf allen Ebenen und setzt auf die Kombination von Design-Thinking (anwenderzentriert), TDA (produktzentriert) und Ko-Kreation (kundenzentriert). Dies dient dem Ziel, auch weiterhin für bestehende und zukünftige Kunden und Partner eine erste Wahl für eine langfristige Zusammenarbeit zu bleiben beziehungsweise zu werden.

Florent Aubert verfügt über einen MBA im Internationalen Management von der Radboud University Nijmegen, zehn Jahre branchenübergreifende Berufserfahrung sowie Führungsexpertise als Product Marketing & Sales Manager in den Bereichen Architektonisches Licht, Industriedesign, IoT und Innovationsmanagement. Er spricht fünf Sprachen fließend und hat in sieben Ländern gelebt.

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