Gefälschte GEZ-Mahnungen verbreiten Windows-Schädling

Michael Heuer, VP Central Europe bei Mimecast

„Ankündigung der Zwangsvollstreckung – Beitragsservice“ – diese Betreffzeile findet sich aktuell in vielen E-Mail-Posteingängen. Getarnt als Mahnung und Androhung einer Zwangsvollstreckung machen sich Cyberkriminelle laut Medienberichten die Korrektheit der deutschen Bürger zunutze und versenden Nachrichten mit gefährlichem Anhang. Die sehr realistisch wirkenden Fake-Mails, die im Namen der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender verschickt werden, weisen den Empfänger darauf hin, dass er im Zahlungsverzug ist und bei ausbleibender Begleichung des Beitrags eine Zwangsvollstreckung droht.

Im Rahmen der E-Mail wird das Opfer darauf hingewiesen, dass im Anhang eine genaue Beschreibung der nächsten Handlungsschritte zu finden ist. Doch dieses unscheinbar wirkende Word-Dokument hat es in sich. Das Öffnen allein ist dabei noch nicht gefährlich. Die Angreifer weisen aber darauf hin, dass für die vollständige Einsicht des Dokuments die Bearbeitung und der Inhalt aktiviert werden müssen – sobald dies geschieht, befindet sich der Trojaner auf dem Computer und kann sich von dort theoretisch im kompletten Netzwerk verbreiten.

Die Gefahr durch diese Art der Angriffe wird häufig unterschätzt – dabei ist es sicherlich kein Zufall, dass 91 Prozent aller Cyberattacken mit einer E-Mail starten. IT-Experten weisen in diesem Fall darauf hin, dass eine rein reaktive Abwehr oder Erkennung von Viren nicht ausreichend ist. Auch der menschliche Faktor spielt gerade in diesem Fall eine große Rolle. Unternehmen müssen deshalb resilient werden, um jederzeit die Handlungsfähigkeit und Robustheit von Prozessen garantieren zu können.

Ein Ansatz zur Cyberresilienz kann sich dabei vereinfacht in drei Bereiche einteilen lassen: Vorbereitung, Verteidigung und Nachbereitung. Es ist schon vor einem Angriff wichtig, proaktiv Maßnahmen zu treffen und einen Schutz aufzubauen. Bereits hier muss auch der Faktor Mensch berücksichtigt werden – Schulungen und Trainings sollten fest in den Alltag von Unternehmen integriert sein und regelmäßig stattfinden.

Gängige Schutzmaßnahmen sind während eines Angriffs natürlich immer noch unverzichtbar. Es muss in dieser Phase allerdings auch die Fähigkeit, den Betrieb weiterhin am Laufen zu halten, berücksichtigt werden – Business-Continuity ist hier das Stichwort. Angestellte dürfen in ihrer Operationsfähigkeit und Kommunikation nicht eingeschränkt werden – auch wenn die Unternehmens-IT aufgrund einer erfolgreichen Attacke zeitweise nicht verfügbar ist. Im Nachgang darf es ebenfalls nicht zu Unterbrechungen kommen. Hier ist ein nahtloser Zugriff auf Backups und archivierte Daten ein Muss.

Dieser Fall zeigt noch einmal deutlich, dass ein umfassendes und ineinandergreifendes Sicherheitskonzept von der Vorbereitung bis hin zur Nachbereitung vorhanden sein muss. Unternehmen dürfen sich nicht ausschließlich auf die Abwehr von Cyberangriffen konzentrieren, sondern müssen Resilienz aufbauen, um nicht erst zum Opfer zu werden.

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