Branchen uneins in Sachen Verschlüsselung

Der Handel in Deutschland muss sich beim Thema Datenschutz mit einer Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit auseinandersetzen. Das hat eine im zweiten Quartal 2024 in Deutschland durchgeführte Umfrage des Verschlüsselungsunternehmens Eperi ergeben. Über alle Branchen und Organisationsgrößen hinweg verschlüsseln 67,5 Prozent der befragten Unternehmen ihre sensiblen Daten. Anders der Handel: Hier geben lediglich 30 Prozent der Handelsunternehmen an, ihre sensiblen Daten zu verschlüsseln, um sie vor Missbrauch zu schützen. Gleichzeitig spielt für die Retail-Branche Rechtssicherheit für das Management mit 62,5 Prozent eine überdurchschnittlich große Rolle – der Durchschnittswert aller Branchen liegt bei 43 Prozent.

Demnach scheinen gesetzliche Vorgaben wie beispielsweise NIS2, eine europäische Richtlinie zur Einhaltung der Cybersicherheit, die ab dem 17. Oktober 2024 für Mitgliedsstaaten der EU verbindlich ist, für den Handel wichtiger zu sein als für andere Branchen. Folgerichtig legen 75 Prozent der deutschen Handelsunternehmen zudem großen Wert darauf, dass ausschließlich das eigene Unternehmen – nicht aber der Cloudprovider – Zugriff auf den Schlüssel hat, mit dem die Unternehmensdaten verschlüsselt werden.

Andreas Steffen, CEO von Eperi

Andreas Steffen, CEO von Eperi: „Die Ergebnisse unserer Umfrage lassen erkennen, dass das Bewusstsein hinsichtlich der Notwendigkeit einer seriösen Datenverschlüsselung zwar vorhanden ist, aber immer noch an der ein oder anderen Stelle, offensichtlich besonders im Handel, nicht die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden. Das nehmen wir zum Anlass, unsere Aufklärungskampagne über effektive Verschlüsselungstechniken für die Cloud fortzusetzen.“

Laut Eperi-Umfrage nutzen 86,5 Prozent aller Unternehmen Clouddienste – das stark regulierte Banken- und Versicherungswesen sogar zu knapp 95 Prozent. Von einer Verschlüsselung ihrer sensiblen Daten versprechen sich die Unternehmen daher in erster Linie Schutz vor Cyberkriminalität (56 Prozent) und die Einhaltung des DSGVO (51 Prozent). Mit durchschnittlich 27 Prozent weit abgeschlagen ist das Ziel, die unternehmensinternen Sicherheitsstandards durch Verschlüsselung zu erreichen. Dies könnte darauf hinweisen, dass der gesetzliche Mindeststandard als ausreichend angesehen wird. Gefahren, die aus diesem Mindeststandard resultieren, werden offenbar in Kauf genommen.

Bei der Betrachtung der einzelnen Branchen erhoffen sich 68 Prozent der Banken und Assekuranzen durch die Datenverschlüsselung einen zuverlässigen Schutz vor Spionage und für 47 Prozent spielt die Verschlüsselung hinsichtlich der Einhaltung allgemeiner Sicherheitszertifikate eine wichtige Rolle. Ähnliches gilt für die Industrie, die sich durch den Einsatz von Verschlüsselungstechnologie zu je 57,4 Prozent vor staatlicher und industrieller Spionage schützen und die DSGV einhalten möchte. Auffällig im Durchschnittswert und auch bei Betrachtung der Unternehmensgrößen und Branchen ist das niedrige Interesse daran, mit der Verschlüsselung die digitale Souveränität – beispielsweise in der Cloud – zu realisieren. Insgesamt nur 36,5 Prozent verfolgen dieses Ziel, obwohl die Bitkom oder das BSI dieses Thema fordern und fördern.

„Es hat sich gezeigt, dass der Großteil der Unternehmen sich seiner Verantwortung bewusst ist, denn nur 13 Prozent gaben an, dass ausschließlich ihr Cloudanbieter für die Sicherheit der Daten zuständig ist“, freut sich Andreas Steffen. „33,5 Prozent sehen diese Aufgabe als gemeinsame Verantwortung, und zwar zu jeweils 50 Prozent auf Anbieter- wie auch auf Unternehmensseite. Schlussendlich ist es aber so, dass für die Sicherheit der Daten zu 100 Prozent die Unternehmen verantwortlich sind. Umso wichtiger ist es, langfristig eine Verschlüsselungsphalanx zur Verbesserung des Datenschutzes in der Cloud zu etablieren.“

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