Anfang September 2023 wurde bekannt, dass der beliebte Audio-Streaming-Dienst Spotify offenbar von Kriminellen zur Geldwäsche missbraucht wird. Die Masche ist einfach: Täter wandeln ihr illegal erworbenes Geld in Kryptowährung um. Dazu nehmen sie Kontakt zu Krypto-Händlern auf und bezahlen diese bar mit dem „schmutzigen“ Geld. Mit der erhaltenen Kryptowährung finanzieren sie dann Fake-Streams auf Spotify. Dabei gilt: Je mehr Streams es gibt, desto mehr Geld zahlt Spotify aus. So können Betrüger und Geldwäscher das traditionelle Bankensystem umgehen. Biocatch, Experte für Betrugsbekämpfung und Anti-Money-Laundering (AML) -Maßnahmen schafft einen Überblick über die verschiedenen Arten von Geldwäsche und schlägt Maßnahmen zum Schutz vor Betrug vor.
„Kriminelle sind sehr kreativ, wenn es darum geht, Geld zu waschen. Das bedeutet, dass Geldwäsche-Experten und Anti-Geldwäsche-Einheiten mindestens genauso einfallsreich sein müssen“, sagt Wiebe Fokma, EMEA Director, Global Advisory bei Biocatch. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Spotify nicht das einzige Unternehmen ist, das auf diese Weise missbraucht wird. Man denke nur an die Vielzahl von Musik-Streamingdiensten und andere Social-Media-Plattformen.“
Zahlen aus dem neuen Europol-Bericht zeigen, dass fast 70 Prozent der internationalen Netzwerke in der EU verschiedene Methoden nutzen, um illegale Gelder zu waschen. Was dabei oft aus dem Blick gerät: Es sind nicht immer professionelle Kriminelle, die Geldwäsche betreiben. „Auch Influencer werden immer häufiger für Geldwäsche missbraucht“, erklärt Fokma. „Zum Beispiel kann es passieren, dass sie von falschen Unternehmen und Marken bezahlt werden. Vor allem, wenn diese Marken internationale Websites betreiben, sind grenzüberschreitende Zahlungen schwer nachzuverfolgen.“
Kriminelle inserieren immer häufiger „Jobangebote“, um Menschen in finanziellen Schwierigkeiten anzuwerben. Die Angebote versprechen schnelles Geld. Angeworbene Personen eröffnen dann entweder auf Anweisung der Kriminellen ein Bankkonto oder nutzen ihr bereits bestehendes Konto, um Gelder aus illegalen Aktivitäten zu waschen.
Biocatch hat die häufigsten Typen der Geldwäscher kategorisiert:
- Der Betrüger: Er weist den höchsten Grad an krimineller Absicht auf. Der Täter eröffnet Konten mit falschen oder synthetischen Identitäten – entweder ein einzelnes Konto, um eine einzige Transaktion zu tätigen, oder mehrere Konten für umfangreiche Geldwäscheoperationen.
- Der Peddler (engl. Hausierer): Die Person verkauft ein oder mehrere seiner Konten an Kriminelle und ermöglicht es ihnen damit, möglichst lange unentdeckt Geldwäsche zu betreiben. Der Verkauf von Konten läuft über den Schwarzmarkt und ist relativ simpel.
- Der Komplize: Er ist meist kein bekannter Krimineller oder steht mit anderen finanziellen Straftaten in Verbindung. Trotzdem nimmt er willentlich an einer Geldwäscheoperation teil, da es für ihn leicht verdientes Geld ist.
- Der Unwissende: Sogenannte Mules wie Peddler und Komplize kooperieren wissentlich und freiwillig mit den Kriminellen und erhalten dafür eine Summe. Der Unwissende allerdings überweist zum Beispiel Geld an ein Unternehmen, das als Fassade für Geldwäsche dient. Es gibt einige Möglichkeiten, Menschen ohne deren Wissen in Geldwäschegeschäfte hineinzuziehen – etwa durch Investitionen in Kasinos oder Immobilien oder über Spenden an vermeintlich gemeinnützige Organisationen.
Maßnahmen zum Schutz vor Betrug
Um Betrugsfällen von vornherein vorzubeugen, sollten Online-Banking-Kunden niemals ihre Zugangsdaten wie Benutzernamen, PIN-Codes oder persönliche Daten an Dritte weitergeben. Wer ein Jobangebot erhält, das schnelle Geldtransfers verspricht, sollte dieses Angebot ignorieren und umgehend den Anbieter der Plattform informieren. Besondere Vorsicht ist bei Versprechungen von „schnellem Geld“ geboten, da solche Angebote oft betrügerisch sind.
Eine effektive Methode, sich und seine Kunden vor Betrug zu schützen, ist der Einsatz von Lösungen, die auf intelligenter Verhaltensanalyse basieren. Die Software von Biocatch überwacht kontinuierlich jede digitale Sitzung und sucht nach ungewöhnlichem Nutzerverhalten.
„Es ist wichtig, dass Banken und Finanzinstitute Geldwäsche nicht erst nach einer Überweisung erkennen, sondern proaktiv Konten identifizieren, die betrügerisches Verhalten aufweisen. Mit einem proaktiven Ansatz können kriminelle Netzwerke zerschlagen werden. Zusammen mit den Maßnahmen der Behörden kann so der Kampf gegen die Geldwäsche gewonnen werden“, so Fokma abschließend.
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