Mehr Macher, weniger Planer: Cloud-Computing hat in den letzten Jahren einen rasanten Aufschwung erfahren und wird heute in mehr als drei Vierteln (82 Prozent) aller deutschen Unternehmen eingesetzt. Was wird sich im nächsten Jahr im Cloud-Geschäft tun? Dazu gibt der globale Cloud-Speicheranbieter Wasabi Technologies seine fundierte Einschätzung. Das Unternehmen zeigt sich besonders optimistisch, was das Innovationspotenzial kleiner und mittlerer Service-Provider angeht. Mit Blick auf 2022 sieht Wasabi CEO David Friend fünf zentrale Branchenentwicklungen:
Hyperscaler steigern das Innovationspotenzial kleiner und mittelständischer Cloud-Anbieter
Die Cloud-Branche ist ein hart umkämpfter Markt: Jeder möchte möglichst viel vom Kuchen für sich beanspruchen. Fest steht, dass Hyperscaler wie Amazon, Microsoft und Google den Markt weiterhin dominieren werden, doch an ihrem grundlegenden Geschäftsmodell und Wertangebot wird sich nicht viel ändern: Ihr Wertversprechen basiert darauf, dass sie alles, was Sie brauchen, unter einem Dach anbieten. Sie sind die Supermärkte der Cloud-Dienste. Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass Hyperscaler ihre Kunden mit Kosten konfrontieren, die durch versteckte Ein- und Ausstiegsgebühren, Anbieterbindung und starre Kapazitäten entstehen. Diese unerwarteten und teuren Gebühren für den Datenabruf zehren die IT-Budgets schnell auf, so dass die Unternehmen nicht in der Lage sind, die Vorteile der verbesserten Datenverfügbarkeit in der Cloud zu nutzen.
Das wiederum schafft Raum für kleinere Anbieter, um ihren Anteil innerhalb der Branche zu stärken. Sie zeichnen sich durch die Bereitstellung spezifischer Cloud-Dienste wie Speicher, Content-Delivery, Spieleplattformen oder allgemeiner Rechenressourcen aus und stellen sich dem Wettbewerb mit stetiger Innovation. Es gibt bereits Nischenanbieter, die sich durch besondere Leistungen in bestimmten Teilen der Infrastruktur auszeichnen. Im Jahr 2022 werden wir also sehen, wie mehr Cloud-Anbieter einen neuen Ansatz für Cloud-Speicher entwickeln, der ihn besser nutzbar macht.
Multi- und Hybrid-Cloud-Lösungen werden den Markt dominieren
So sehr sie sich auch bemühen, die Hyperscaler sehen sich mit erheblichem Kundenwiderstand konfrontiert, wenn es um die Bindung an einen bestimmten Anbieter geht. In diesem Zusammenhang wird die Cloud-Branche weiter expandieren und sich in Richtung einer hybriden Cloud-Zukunft diversifizieren. Der Grund: Neue Speicheranbieter werden günstigere und flexiblere Optionen für Nischen- und personalisierte Pakete anbieten. Infolgedessen wird sich der Markt weiter in Richtung hybrider oder Multi-Cloud-Speicheroptionen verlagern, bei dem die Hyperscaler sowohl mit einer lokalen Infrastruktur – als auch mit Diensten, die über verschiedene Anbieter verteilt sind – koexistieren. Dies wird insbesondere bei der Speicherung der Fall sein, auf die fast ein Drittel aller Cloud-Ausgaben entfällt. Unternehmen werden in der Lage sein, ihre „Best-of-Breed“-Lösungen nach ihren individuellen Bedürfnissen zu kombinieren und anzupassen. Dieses „Storage-as-a-Service“-Modell wird sich im Jahr 2022 weiterverbreiten.
Die Smart-City treibt Cloud-Computing in der Videoüberwachung voran
Videoüberwachungsmaterial verlagert sich zunehmend in die Cloud. Die Überwachungsindustrie nutzt mehr Speicherplatz als jeder andere vertikale Sektor und wächst rasant. Dieses Wachstum wird bereits durch neue Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz vorangetrieben und hängt folglich nicht mehr von der Verfügbarkeit von Menschen ab, die die Aktivitäten überwachen. Obwohl wir klare Technologie-Fortschritte im Wechsel von humaner Überwachungsverwaltung hin zu KI-gestützten System sehen, stellen wir fest, dass die Branche immer noch zu wenig Überschneidungen mit traditioneller IT-Infrastruktur (Rechenzentren, Server, Netzwerkhardware, Desktop-Computer, Anwendungssoftwarelösungen) hat: Traditionell war Netzwerkinfrastruktur für die Videoüberwachung vollständig von der IT-Netzwerkinfrastruktur getrennt. Da die meisten Kameras und andere Überwachungsgeräte Internetstandards übernehmen, werden IT-Netzwerkinfrastruktur und Überwachungsnetzwerkinfrastruktur zu einem gemeinsamen Netzwerk zusammengeführt, wobei die IT-Abteilung die Leitung übernimmt. Das bedeutet, dass viele Überwachungsanwendungen, wie AI und Speicherung, in die Cloud verlagert werden können.
Im Jahr 2022 wird sich der Trend, die Überwachung in den allgemeinen IT-Rahmen zu integrieren (und damit in eine Cloud-Umgebung zu heben), flächendeckend etablieren. Daran hat nicht zuletzt die Smart-City-Anteil: Immer mehr intelligente Städte optimieren den Ausbau ihrer Verkehrsinfrastruktur. Sie nutzen bestehende Überwachungssysteme, um den Verkehrsfluss besser kontrollieren zu können, die Optimierungspotenziale aufzudecken und effizienter zu machen. Dafür brauchen Smart-City-Anwendungen kosteneffiziente und nachhaltige Möglichkeiten zur Speicherung wichtiger Daten. Um eine Stadt intelligent zu machen, kommen Unternehmen folglich um eine Verlagerung von Videoüberwachung in die Cloud nicht mehr herum.
Unternehmen gleichen Ransomware vermehrt durch Backup-Lösungen aus
Die Befürchtung, dass die Cloud nicht so sicher ist wie lokale oder private Infrastrukturen, verschwindet allmählich. Im Jahr 2022 werden immer mehr Unternehmen zusätzliche Speicherfunktionen nutzen, um die Auswirkungen von Ransomware-Angriffen abzuschwächen. Die Unveränderbarkeit auf Objektebene bietet entscheidende Vorteile für den Schutz der Daten. Unveränderliche Buckets in Cloud-Speichern können von niemandem, nicht einmal von einem Systemadministrator gelöscht, manipuliert oder verändert werden. Damit bieten sie einen hervorragenden Schutz vor Ransomware-Hackern, die versuchen, Backups zu zerstören. Sie wollen nicht, dass jemand in der Lage ist, Backups wiederherzustellen und die Zahlung des Lösegelds zu vermeiden.
Damit stellt das Kriterium der Unveränderlichkeit eine weitere Schutzebene dar, um Unternehmen im Jahr 2022 nicht länger herumkommen, wenn sie ihre Daten vor Ransomware schützen wollen. Darüber hinaus können Unternehmen durch einen „3-2-1“-Backup-Ansatz verhindern, dass Hacker Datenkopien sperren oder verschlüsseln. Dies führt zu einer schnelleren Wiederherstellung der Daten und vermeidet kostspielige Ausfallzeiten. Im nächsten Jahr werden immer mehr Unternehmen diese Funktionen nutzen, da Ransomware-Angriffe vermutlich nicht weniger werden.
Die Digitalisierung im Gesundheitssektor schreitet 2022 flächendeckend voran
Die Digitalisierung im Gesundheitssektor steht durch die Corona-Pandemie seit nunmehr fast zwei Jahren unter Dauerbeobachtung. Das betrifft auch die Virtualisierung von Patientendaten, denn die lokale Ortsgebundenheit von Krankenakten verlangsamt immer noch den Informationsfluss, wenn ein Patient woanders behandelt wird.
Vor allem Krankenhäuser haben die Cloud bisher nur zögerlich angenommen. Viele nutzen immer noch alte Systeme, die auf lokaler Software und Hardware basieren. Heute wechseln selbst die größten Krankenhäuser, die vorher viel in ihre eigenen proprietären Systeme investiert haben, in die Cloud. Cloud-basierte Systeme erleichtern den Ärzten die Kommunikation mit den Patienten, sie können leichter von einem Krankenhausstandort zum anderen wechseln und haben dennoch den gleichen Zugang zu Akten, medizinischen Bildern und Prozessen. Auch die Telemedizin hat einen Boom erlebt, so dass Patienten und Leistungserbringer sich an beliebigen Orten aufhalten können. Die Cloud bietet hier völlige Flexibilität.
Neben der Verlagerung herkömmlicher medizinischer Aufzeichnungen in die Cloud besteht auch die Notwendigkeit, Röntgenbilder, MRTs und mikroskopische Aufnahmen über längere Zeiträume hinweg in der Cloud zu speichern. Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz haben es möglich gemacht, Diagnosen zu verbessern, indem sie große Datensammlungen zur Verfügung stellen, mit denen KIs trainiert werden können, um Krebs und andere Krankheiten mit größerer Empfindlichkeit und Zuverlässigkeit zu erkennen als menschliche Radiologen.
Im Jahr 2022 wird sich der Trend zur Telemedizin flächendeckend etablieren, denn durch die Corona-Krise wurde vielen Gesundheitsorganisationen bewusst, an welchen Schwachstellen sie arbeiten müssen. Das dauert, doch zwei Jahre Lernzeit werden sich 2022 bemerkbar machen.
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