Laut Gartner bezahlen Unternehmen, die keine oder nur wenig Kostenoptimierung in der Cloud betreiben, bis zu 70% zu viel. Eine scheinbar paradoxe Situation, denn eines der stärksten Argumente für die Cloud ist die Kostensenkung. Die Migration vom eigenen Rechenzentrum in die Cloud führt also nicht automatisch zu den minimalsten Kosten. Unternehmen zapfen das Einsparpotenzial nur dann an, wenn sie Kostenoptimierung betreiben (lassen).
Die Ursachen für zu hohe Cloud-Kosten sind vielfältig, genau wie die Lösungsmöglichkeiten. Um Kosten zu sparen, ist viel Verständnis dafür nötig, wie die Kosten überhaupt entstehen. Unternehmen oder ihre Partner müssen die Art und Weise verstehen, wie ihr Cloud-Anbieter die verschiedenen Services abrechnet. Bei AWS beispielsweise lauten die Dimensionen Zeit, Speicher, Transfer, Anfragen, Hersteller (Marketplace) und erweiterte Services. Die inzwischen über 175 Services haben in der Regel ein bis zwei Kostendimensionen. Zum einfachen Verständnis eignet sich daher eine Analogie: Eine Beleuchtung wird mit Strom betrieben und generiert Stromkosten. Wie könnte man sparen?
Licht aus!
Am naheliegendsten ist es, die Beleuchtung auszuschalten, wenn sie nicht benötigt wird. Das klingt einfach, wird aber meistens nicht umgesetzt. So laufen etwa Entwicklungs- und Testumgebungen 24/7. Automatisches Abschalten außerhalb der Bürozeiten spart auf einen Schlag 76 % Kosten für diese Umgebungen ein. Datenbanken, zu denen in letzter Zeit keine Verbindungen aufgebaut wurden, können abgeschaltet werden, genauso wie Load Balancer, die idle sind. Auch nicht verbundene Elastic-IPs kosten Geld.
Kleinere Birne rein
Außerdem ist eventuell weniger Beleuchtung ausreichend, anstatt des Strahlers mit 5000 Watt reicht auch die LED mit 20 Watt. Übersetzt in die AWS Welt bedeutet das, beispielsweise bei EC2-Instanzen die Instanzgrößen und -typen zu optimieren. Hier heißt es vor allem, Tests durchzuführen, wenn man sich nicht sicher ist, welche Größe oder welcher Typ am besten zu einem speziellen Workload passt.
Strompreis drücken
Ein weiterer Ansatz ist es, zu versuchen, den Strompreis zu drücken. Hier gibt es bei AWS einige Stellschrauben. Beispielsweise können Kunden beim Speicher S3 in verschiedene Klassen wechseln. So gibt es die Variante für seltene Zugriffe, bei der die Kosten pro GByte-Monat niedriger liegen, oder die Variante mit verringerter Redundanz. Für Daten, auf die selten zugegriffen werden muss, bietet sich der Wechsel in die Glacier-Klasse an, bei der man zwischen Minuten bis Stunden auf den Abruf von Daten warten muss. Das Verschieben zwischen den verschiedenen Klassen lässt sich übrigens automatisieren.
Fazit
Idealerweise greifen Unternehmen schon am Anfang ihrer Cloud-Migration auf eine Migrationsstrategie zurück. Um diese zu erstellen, eignen sich die sieben Rs: Retaining, Retiring, Rehosting, Relocate, Replatforming, Repurchasing, und Refactoring. Werden Applikationen und Workloads bereits mit der passenden Strategie migriert, schöpfen sie das Cloud-Potenzial aus und generieren nur die minimalsten Kosten. Das ist eine gute Grundlage, aber nicht ausreichend. In der Cloud angekommen, sollten Unternehmen Kostenoptimierung als einen kontinuierlichen internen Prozess etablieren oder an Experten auslagern. Die in der Beleuchtungsanalogie beschriebenen Schritte mögen kleinteilig erscheinen, betreffen sie für sich genommen doch keine großen Beträge. Aber summiert und übers Jahr gerechnet, ergibt sich ein anderes Bild. So hat das Allcloud-MSP -Team kürzlich bei einem Kunden überflüssige Ressourcen im Wert von 3.000 US-Dollar pro Monat abgeschaltet, was aufs Jahr gerechnet stolze 36.000 Dollar ergibt.
Von Uli Baur, SVP DACH Region bei Allcloud