Das autonome Fahren wird den Verkehr drastisch verändern

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Mein Sohn setzte sich mit 10 Jahren zum ersten Mal an das Lenkrad eines Autos und lernte auf einem großen (und leeren) Privatgelände das Autofahren. Vater und Sohn hatten dabei beide ihren Spaß.

Man denkt über solche Dinge nach, wenn man über eine Automesse geht und die neuen Fahrkonzepte, die autonomen Fahrzeuge und die dazugehörige Technologie betrachtet. Seit der Erfindung des ersten Rades, haben die Menschen eine starke Bindung zu ihren Transportmitteln. Manche Menschen genügt es nicht diese nur zu betrachten…. sie liebkosen diese und sie träumen von diesen Geräten. Die Autoindustrie sorgte dafür, dass wir alle ein neues Auto in unseren Garagen haben können. Dieser Frieden wird jedoch in den kommenden Jahren durch die Autonomie der Fahrzeuge gewaltig gestört.

Die jüngere Generation (und die Autohersteller wissen das) hat kein Interesse mehr an Fahrzeugen und nur noch eine geringe Lust diese auch zu fahren…. Autos sind schon lange keine Statussymbole mehr…Die jüngere Generation hat viel wichtigere Dinge zu tun und andere Dinge im Kopf.

Als ich durch die Ausstellungshallen ging, erinnerte ich mich an den Ausspruch eines befreundeten VW-Mitarbeiters: „Autos sind wie Smartphones auf Rädern. Unter der schönen Oberfläche der Fahrzeuge befindet sich ein komplexes Netz von Netzwerken, Prozessoren und Speichern, um immer mehr Dinge zu ermöglichen, die die Menschen benötigen, um diese äußerst komfortabel zu unterhalten, zu verbinden und zu sichern.

Dieses „Netzwerk auf Rädern“ muss durch ständige Software-Updates am Leben gehalten werden. Dies hat zur Folge, dass die Autos eigenständig ihre Datenvolumina in unbekannte Welten senden und von dort empfangen. Dadurch lässt sich natürlich jeder Standort, jeder gefahrene Millimeter und jede Handlung in und um das Fahrzeug akribisch dokumentieren. Dies geschieht natürlich nur zum Schutz des Fahrzeugs, weil dadurch sichergestellt wird, dass zwei oder mehrere Netzwerke auf Rädern nicht unkontrolliert ineinander prallen.

Natürlich mögen einige Leute diese Datensammlung bzw. Datenerhebung nicht oder sind darüber beunruhigt, dass ihre persönlichen Daten einfach so durch den Äther fliegen.

Diese Menschen werden jedoch bald über ihren Kontrollverlust hinwegkommen.

Das Fahrzeug, die man dieses und auch nächstes Jahr noch kaufen kann, entsprechen im weitesten Sinn noch den uralten Modellen. Man kann mit diesen Fahrzeugen ganz gewöhnlich die Straßen befahren… Aus diesem Grund lassen diese Geräte beim Normalbürger auch immer noch das Herz höher schlagen…. Die normale Familienlimousine wird von stilvolleren (eher etwas kleineren) SUVs (Sport Utility Vehicles) abgelöst.

Um die Konsumenten langsam auf autonome Fahrzeuge vorzubereiten, führte die Industrie eine wachsende Zahl von Hybrid- und Elektroautos (vollgestopft mit zusätzlicher Elektronik) ein, um die Fahrgäste und andere Verkehrsteilnehmer zu unterhalten und sicher an ihre Ziele zu bringen.

Die „neuen Autos“ verändern die Aufmerksamkeit der Industrie von den reinen Pferdestärken auf den Aspekt Hightech. Auf einmal redet man auch im Zusammenhang mit den Fahrzeugen von WLANs, von Power-Chips, von der künstlichen Intelligenz (KI), von Sensoren, von Big-Data usw. und feuerten den Appetit der Hightech-Industrie an. Inzwischen will das halbe Silicon Valley seine Technologien in zukünftigen Fahrzeuge unterbringen, obwohl die Unternehmen wissen, dass die Autobranche ein Geschäft mit hohem Volumen und geringer Gewinnspanne ist.

Natürlich ist das Gras des Nachbarn immer grüner als das eigene Gras, …

…. aus diesem Grund eröffnen neue Startups neue Möglichkeiten für die potenziellen Käufer,

… und mit weniger Risiko,

… die Auto-Hersteller zeigen auf den Automessen immer wieder atemberaubende Concept-Cars, die nie in Produktion gehen werden,

… aber viele der darin verwendeten Komponenten, Funktionen und Technologie werden ihren Weg in die Autos von morgen finden,

… die von starken chinesischen Investoren geförderten Startups, wie beispielsweise Byton haben sich weltweit ein erfahrenes Management-Team (bestehend aus Personal von BMW, Tesla, Faraday, Apple, Google usw.) zusammengekauft und treten den Kampf gegen die etablierten Autohersteller an. Das Unternehmen hat bereits strategische Partnerschaften mit Bosch und Faurecia geschlossen und verfügt über Entwicklungseinrichtungen in Deutschland und dem Silicon Valley und baut gerade eine Fabrik in China.

Den Startups fehlt es nicht an Ehrgeiz, aber in der Praxis braucht es einen langen Atem, um das Vertrauen der Autokäufer zu gewinnen.

Inzwischen werden die Vorteile der autonomen Autos auch von den Verbrauchern ziemlich gut verstanden:

  • Erhöhte Kraftstoffeffizienz: Leichtere Fahrzeuge, stabilerer Transport.
  • Reduzierte Kfz-Versicherung: Potenziell weniger Unfälle werden die Versicherungskosten senken.
  • Erhöhte Produktivität: Verringerung von verschwendeter Zeit beim Steuern der Fahrzeuge durch den Verkehr.
  • Mehr Fahrspaß: Personalisierte Unterhaltung während der Reise.
  • Keine Parkplatzsorgen: Die Autos können bei Bedarf herbeigerufen werden.
  • Weniger Verkehrsunfälle: Menschliche „Fehler“ verursachen derzeit etwa 93 Prozent der Unfälle.
  • Reduzierte Personenschäden: Weniger Tote bei Fahrzeugunfällen.

Wir befinden uns beim autonomen Fahren immer noch in einer großen Übergangsphase. Die Unfälle, die mit den derzeitigen Versuchsfahrzeugen passieren, werden wahrscheinlich weiterhin passieren, aber in einer viel geringeren Frequenz.

Das durchschnittliche Auto auf unseren Straßen ist heute 10 Jahre alt und jeder vernünftig denkende Mensch (auch Regierungen, Autohersteller und eine wachsende Anzahl von Fahrern) würde gerne den Übergang zu den autonomen Fahrzeugen beschleunigen und hierfür gibt es gute Gründe:

Eine Umfrage von Morning Consult ergab Folgendes:

  • 33 Prozent der befragten Erwachsenen gaben an, dass autonome Fahrzeuge als viel sicherer angesehen werden, als das Fahrverhalten eines durchschnittlichen menschlichen Fahrers.
  • 36 Prozent der Befragten sagten aus, sie schätzten sich weniger sicher als ein autonomes Fahrzeug ein.
  • 67 Prozent der klassischen Fahrzeughalter sind besorgt über die Cyberbedrohungen die den fahrerlosen Autos drohen.
  • Nur 18 Prozent der Befragten sagten, sie seien nicht zu sehr besorgt über mögliche Cyberangriffe auf selbstfahrende Fahrzeuge.

Natürlich hat die Sicherheit der Öffentlichkeit bei autonomen Fahrzeugen (Autos, Lastwagen, Busse und andere Transportbehälter) bei allen Herstellern und Entwicklern oberste Priorität. Eine sichere Entwicklung, Erprobung und Integration der neuen Technologien in die Verkehrssysteme wird dazu führen, dass sich die Firmen neu erfinden werden. Es werden daher auch zwangsläufig neue Akteure entstehen. Die bereits im autonomen Fahrzeugmarkt aktiven Hightech-Firmen konzentrieren sich derzeit darauf, die Grundlagen nicht nur für die autonomen Fahrzeuge neu zu definieren, sondern arbeiten daran auch entsprechende intelligente Infrastrukturen in den Städten und Dörfern entstehen zu lassen.

In 10 bis 15 Jahren wird ein autonomer Transport zum Alltag für die ehemaligen Millennials gehören. Dann wird man sich nicht mehr die Frage stellen, warum man sich noch die Mühe machen sollte, ein Auto besitzen zu wollen? Die Hauptanbieter der zukünftigen On-Demand-Fahrdiensten, -Lieferungen und kommerziellen -Transporte werden sich sicher aus dem Kreis der heute schon im Bereich der autonomen Fahrzeuge tätigen Unternehmen rekrutieren und den Markt weiterhin dominieren.

Schade ist nur, dass meine Urenkel sich zukünftig nicht mehr im entsprechendem Alter an das Lenkrad eines Autos setzen können um das Autofahren zu erlernen. Dieser Spaß wird durch das autonome Fahren der Vergangenheit angehören.