Der UC-Markt verändert sich kontinuierlich

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Werfen wir einen Blick auf die wahren Gewinner der UC-Marktkonsolidierung: die Kunden und die überlebenden Kommunikationsanbieter.

In der Telekommunikationsindustrie, insbesondere im Unified-Communications-Markt, haben wir im vergangenen Jahr viele Veränderungen und Umstrukturierungen gesehen. Die Marktkonsolidierung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Dies wird sowohl den verbleibenden Anbietern als auch den Kunden zugutekommen.

Das letzte Jahr weist eine lange Liste von Veränderungen in der UC-Branche auf. Diese reicht von Avayas konkursbedingtem Neustart bis hin zu Übernahme von Shoretel und Toshibas UC-Geschäft durch Mitel. Noch gibt es jedoch unterschiedliche Meinungen, wie sich diese Änderungen auf die UC- und UCaaS-Anbieter auswirken werden. Einigkeit besteht nur darin, dass die Cloud-Adoption die treibende Kraft hinter der Marktkonsolidierung ist. Der UCaaS-Markt beläuft sich laut der Synergy Research Group pro Jahr auf mehr 2 Milliarden Dollar. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 29 Prozent.

Warum UCaaS?

Für die Experten der Kommunikationsbranche ist das UCaaS-Umsatzwachstum nicht überraschend. Weltweit investieren die Kunden in allen Bereichen ihres Geschäfts mehr in cloudbasierte Anwendungen und Services. Kunden, insbesondere kleineren Unternehmen bietet die Cloud viele Vorteile. Die Cloud ermöglicht eine flexiblere Netzwerkstruktur, die einfach auf weiteres Wachstums- oder saisonalen Veränderungen reagieren kann. Dadurch entfallen viele Wartungs- und Managementaufgaben, wodurch häufig der Bedarf an internem IT-Support-Personal reduziert oder eliminiert wird

Einer der attraktivsten Vorteile der Cloud besteht darin, dass die Cloud nur geringe oder gar keine Anfangsinvestitionen in neue Technologien erfordern. Selbst für die in den Unternehmen verbleibende Hardware – IP-Telefone – werden in der Regel günstige Mietoptionen angeboten. Flexible monatlichen Kosten, die von UC-Anbietern im Rahmen eines Software-as-a-Service (SaaS) -Modells angeboten werden, sorgen bei den Kunden für berechenbare Budgets.

Nicht nur die Kunden finden die SaaS-Modelle attraktiv. Obwohl die Wall Street die Flut von cloudbasierten Geschäftsmodellen nur zögerlich akzeptierte, werden die kontinuierlich wiederkehrende Einnahmen von SaaS-Anbietern inzwischen sehr positiv gesehen. Dazu trägt auch sicher bei, dass die Akzeptanz cloudbasierter Technologien inzwischen in allen Branchen und Unternehmensgrößen konsistent gewachsen ist. Ein Ende dieses Trends ist noch lange nicht absehbar. Anfänglich dominierten SaaS-Startups den Markt für cloudbasierte Serviceangebote. Inzwischen wurden jedoch viele Bereiche von etablierte IT-Unternehmen übernommen.

Angesichts der kontinuierlichen zukünftigen Umsätze versteht man auch, warum die Wall-Street-Investoren und Anbieter die SaaS-Modelle den traditionellen Erlösmodellen vorziehen. Dies führt uns wieder zurück zur Marktkonsolidierung. Eine große Hürde für den Wechsel des Verkaufs- bzw. Vertriebsmodells hin zur Bereitstellung von SaaS besteht darin, dass viele Anbieter festgestellt haben, dass der Übergang von einer traditionellen Umsatzstruktur zu einem wiederkehrenden Umsatzmodell eine gewisse Zeit benötigt. Selbst ein erfolgreicher Übergang auf ein SaaS-Modell wirkt sich auf die solidesten Bilanzen aus. Für die traditionellen UC-Anbieter, die immer noch stark in Hardware und lokale Kommunikationssysteme investierten, war es daher sinnvoll, Wettbewerber mit flexiblen cloudbasierten PBX-Lösungen zu akquirieren, da diese Unternehmen bereits wiederkehrende Umsätze vorweisen konnten.

Angesichts der anhaltenden Expansion der Cloud-Services und ihrer Umsetzung im Unternehmensbereich wäre es logisch die Rolle von lokalen Systemen zu vernachlässigen. Es gibt jedoch Geschäftssegmente die trotz der Cloud-Angebote immer noch eine lokale Bereitstellung von zusätzlichen Geräten bzw. Anwendungen notwendig sind. Dies hat ihre Ursache entweder in den jeweiligen Anwendungsfällen, bei denen die lokale Bereitstellung einen verbesserten Nutzen bietet oder wenn dadurch über die Zeit niedrigere Gesamtkosten entstehen. In diesem Sinne haben viele größere Unternehmen erhebliche Investitionen in lokale UC-Lösungen getätigt. Diese Investitionen aufzugeben, kommt aus vielerlei Gründen nicht in Frage.

Die Tatsache, dass auch viele Cloud-Anwendung an der Bereitstellung lokal installierter Geräte nicht vorbeikommen, bietet weitere Argumente für eine Konsolidierung der UC-Branche. Um optimal die Bedürfnisse des Gesamtmarktes bedienen zu können, müssen die Anbieter ein breites Spektrum an Bereitstellungsalternativen abdecken können. Die etablierten hardwarebasierten Anbieter benötigen eine Möglichkeit, die Lebenszeit ihrer Geräte zu verlängern und gleichzeitig müssen diese Anbieter einen kostengünstigen Übergang zu einem SaaS-Umsatzmodell einschlagen.

Aus den oben genannten Gründen werden weitere Fusionen und Übernahmen im UC/ UCaaS-Markt erwartet. Der vielleicht größte unbekannte Faktor im UCaaS-Markt ist die Rolle die die IT-Riesen (Amazon, Facebook und Google) einnehmen werden. Diese bereits in vielen anderen IT-Bereichen dominierende Unternehmen bieten ihrerseits bereits Cloud-Dienste an und haben bereits in vielen Branchen ihre Dienstleistungen etabliert. Wächst die Nachfrage nach Collaborations-Services weiter, könnten die IT-Riesen eines Tages auch in den UCaaS-Markt einsteigen.

Noch ist es sicher noch zu früh, darüber zu spekulieren, wie erfolgreich die IT-Riesen im UCaaS-Markt sein werden. Die Marktführer der UC-Branche müssen jedoch damit rechnen, dass sie eventuell bald ihre Kriegskassen plündern müssen, um neue Wettbewerber außerhalb der Branche abzuwehren zu können.

Durch die sich verändernde Anbieterlandschaft der Branche gibt es jedoch zwei Gewinner. Der erste klare Gewinner ist der Kunde. Die Konsolidierung bedeutet für ihn, dass die neuen Unternehmen von den Skaleneffekten profitieren werden, wodurch die Kosten für die Kunden sinken. Darüber hinaus verspricht die Konsolidierung eine verbesserte Effizienz, indem viele bisher für die Finanzierung von zusätzlichen Overhead-Funktionen gebundenen Mittel zur Verbesserung der Produktfunktionen nutzen können. Sollte ein IT-Riese in diesen Markt einsteigen, dann ist es möglich, dass ein neues, völlig disruptives Preismodell für Cloud-Dienste entsteht und den UCaaS-Markt durcheinanderwirbelt.

Die anderen Gewinner sind zweifellos die Unternehmen, die sich durch gut geplante Akquisitionen in einer sich konsolidierenden Branche behaupten. Die Aufkäufe führen zu einer geringeren Anzahl an Wettbewerbern, höheren Einnahmen und Stabilität.

Die Marktexperten prognostizieren, dass die Konsolidierung des UC-Marktes noch lange nicht abgeschlossen sind. Aus diesem Grund wird das kommende Jahr mindestens genauso spannend, wie die vergangenen 12 bis 18 Monate.

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