Palaver mit Schneider Electric zum Thema USV

schneider electric galaxyvx_SE_CB_2560x900Die Nachfrage nach Rechenzentrumskapazitäten ist enorm. Diese müssen aber auch entsprechend abgesichert und verfügbar sein. Netzpalaver sprach mit Michael Schumacher, Senior Sytems Engineer von Schneider Electric, auf der DCW 2017 über die aktuellen Trends bei modernen USV-Systemen sowie über deren spezifische Anforderungen in heutigen Datacenter und hyperkonvergenten Systemen.

 

#Netzpalaver: Der Markt für RZ-Dienstleistungen verzeichnet seit etwa zwei Jahren einen wahren Nachfrage-Boom in Deutschland. Welche Rolle spielt die Auswahl des USV-Systems für die Wachstumsstrategie eines Colocation- oder Cloud-Anbieters?

Michael Schuhmacher, Senior Systems Engineer von Schneider Electric
Michael Schuhmacher, Senior Systems Engineer von Schneider Electric

Michael Schumacher: Ein Rechenzentrum ist ein komplexes technisches System mit einer großen Anzahl an internen Abhängigkeiten. Es kann nur effizient und zuverlässig arbeiten, wenn eine Balance zwischen IT-Last und unterstützender Infrastruktur herrscht. Während die Leistungsdichte im Bereich der Serversysteme quasi dem Moore´schen-Gesetz folgt, gelten für RZ-Kühlung und USV-Anlagen völlig andere Produktlebenszyklen. Jedes Gewerk kann sich deshalb irgendwann einmal zum Bremsklotz entwickeln. Nämlich dann, wenn es durch mangelnde Flexibilität nicht mehr mit der Entwicklung der aktiven IT-Last mitskalieren kann. Ein USV-System, das jederzeit modular erweitert werden kann, ist deshalb für die Zukunftsfähigkeit eines Datacenters ebenso entscheidend wie eine moderne Serverarchitektur oder ein energiesparendes Einhausungskonzept.

 

#Netzpalaver: Welchen Einfluss hat die zunehmende Verbreitung von hyperkonvergenten Systemen auf die Konzeption der sicheren Stromversorgung. Geht der Trend eventuell sogar wieder zurück zu dezentralen USV-Systemen, die direkt ins Rack integriert werden?

Michael Schumacher: Momentan ist hier kein klarer Trend Richtung Rack-USV vernehmbar. Problemstellung: Die Leistungsdichte, gerade im Bereich Hyperkonvergenz, ist derart hoch, dass eine Integration der USV schwierig ist und zu wenig Platz für produktive IT-Systeme bleibt. Meist setzen wir in diesem Umfeld auf „Symmetra PX Systeme“ mit integrierten Elektroverteilungen. Damit haben wir maximale Flexibilität zur Leistungsanpassung pro Rack. Durch die auf den APC-Racks integrierte Kabelführung sind so keine gebäudeseitigen Kabeltrassen mehr nötig. Dies führt insgesamt zu einer höheren Flexibilität und einfacher Anpassbarkeit bei Änderungen und Erweiterungen im laufenden Betrieb.

 

#Netzpalaver: Energieeffizienz ist ja nach wie vor eines der bestimmenden Themen im RZ-Umfeld. Sind hier in puncto USV-Technik überhaupt noch Innovationen möglich? Oder ist die USV-Technik effizienzmäßig schon so gut wie ausgereizt?

Michael Schumacher: Moderne Doppelwandleranlagen leisten heute im Normalbetrieb schon Wirkungsgradwerte von 96 Prozent. Diese hohen Wirkungsgrade werden dank moderner USV-Technik schon im Lastbereich von 25 bis 100 erreicht. Das Optimierungspotenzial von theoretisch 96 auf 100 ist somit begrenzt. Bei vielen Beispielrechnungen wird heute noch von einem durchschnittlichen USV-Wirkungsgrad von etwa 90 Prozent ausgegangen. Dieser Wert ist jedoch entweder veraltet oder die Angabe basiert auf einer zu groß dimensionierten USV-Anlage, die dann entsprechend zu gering ausgelastet ist, um effektiv betrieben zu werden. Hier würden modulare und leicht skalierbare USV-Anlagen schnell Abhilfe schaffen.

 

#Netzpalaver: In den vergangenen Jahren hat die Marktakzeptanz von Multimode-USVs mit Hocheffizienzmodus deutlich zugenommen. Wie zuverlässig arbeiten moderne Energiesparmodi heute?

Michael Schumacher: Wir unterscheiden deutlich zwischen dem herkömmlichen Eco-Modus und der patentierten ECOnversion-Technologie von Schneider Electric. Zwar bieten beide Betriebsarten Wirkungsgrade von bis zu 99 Prozent. Allerdings hat der gängige Eco-Modus, bei dem sich die Anlage einfach nur im Statischen-Bypass-Betrieb befindet, in Extremsituationen potenzielle Mängel in der Versorgungssicherheit. Etwa bei auftretenden Kurzschlüssen im eingangsseitigen Netz der USV-Anlage.

 

#Netzpalaver: Welche Unterschiede bestehen denn generell zwischen Eco-Modus und dem neuen ECOnversion-Modus?

Michael Schumacher: Durch die patentierte ECOnversion-Technologie und den netzparallel betriebenen Wechselrichter werden auch Extremsituationen von unseren USV-Anlagen der Galaxy-VX bzw. -VM-Serie sicher beherrscht. Denn die neue Technik eliminiert die Fallstricke älterer Eco-Mode-Varianten und sorgt durch Eingangsleistungsfaktorkorrektur für eine zuverlässige Versorgung der angeschlossenen Lasten. Im ECOnversion-Betrieb bleibt der neuartige 4-Level-Wechselrichter – der sich gleichzeitig auch positiv auf die Lebensdauer elementarer Bauteile der USV auswirkt – parallel zur Netzversorgung durch den USV-Bypass dauerhaft im Aktivbetrieb. Dadurch kann der Eingangsleistungsfaktor durchgängig auf 0,99 geregelt werden. Zudem wird die erhöhte Stromaufnahme durch harmonische Oberwellen der 3., 5. und 7. Ordnung reduziert. Insgesamt lassen sich durch die neue Technik Wirkungsgradwerte von 99 Prozent erreichen – dies gilt auch für dynamische Lastprofile.

 

#Netzpalaver: Auf der DCW 2017 wurde ja offiziell die Colo-Community vorgestellt. Ein neues Expertenforum für Colocation-Betreiber. Wird es hier auch Infos zum Thema sichere Stromversorgung geben? Was können Ihre Kunden hier von der Online-Plattform erwarten?

Michael Schumacher: Die sichere Stromversorgung zählt sicherlich zu den zentralen Aspekten der neuen Plattform. Wir und unsere Community-Mitglieder gehen hier gezielt auf Fragen zur passgenauen Dimensionierung von USV-Anlagen ein. Darüber hinaus behandeln wir auch Redundanz- und Verfügbarkeitskonzepte auf den verschiedenen Ebenen des kritischen Strompfads im Rechenzentrum sowie Fragen rund um Energiemonitoring und Optimierung des Stromverbrauchs. An dieser Stelle möchte ich alle Branchenkenner, Colocation-Betreiber und RZ-Verantwortliche nochmal einladen sich hier einzubringen. Die Online-Plattform ist unter www.colo.community erreichbar.

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