IoT gestaltet das Internet neu

cyber-security-2776600_1280IoT ist nicht mehr nur die nächste Mode im Internet – es verändert grundlegend die Merkmale des Internets und es wird nie mehr so sein, wie es einmal war.

Vor fünfundzwanzig Jahren gehörte das Internet zu den neuesten Errungenschaften der IT-Industrie. Das neu entwickelte World-Wide-Web bot der Kommunikation und dem Kommerz völlig neue Möglichkeiten. Das Internet hat seitdem nicht nur alle Träume erfüllt, sondern hat sich zum unbestrittenen Fundament des digitalen Zeitalters entwickelt.

Jetzt verändert jedoch das Internet der Dinge (IoT) das Internet in seinen Grundfesten. Seit Jahren führt das IoT in Fabriken und Ölplattformen, in Schiffen, Lastwagen und Zügen ein stilles Eigenleben und veränderte die industriellen Prozesse. Die IoT-Technologien haben heute ihren Weg in praktisch jede Branche (Landwirtschaft, Luftfahrt, Bergbau, Gesundheitswesen, Energie, Transport, intelligente Städte usw.) gefunden. Aus diesem Grund stellt IoT nicht mehr nur die nächste Phase des Internets dar, sondern die Technologie verändert das Internet aus folgenden Gründen:

  • Das Internet wurde größtenteils auf der grünen Wiese realisiert, während die IoT-Technologien in der Regel in bereits bestehenden Umgebungen implementiert werden und eine Integration bzw. Anpassung herstellerspezifischen Systeme erfordern.
  • Das IoT-fähige Internet bildet die Grundlage für eine extrem heterogene Reihe von Geschäfts- und Consumer-Anwendungen mit ihren spezifischen Anforderungen und Systemumgebungen.
  • Durch die IoT-Technologie treten im Internet bisher unvorstellbare Datenmengen in Echtzeit auf. Diese müssen analysiert werden, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, die Leistung zu verbessern und die Gewinne der an den Prozessen beteiligten Unternehmen zu steigern

Diese Veränderungen ziehen tiefgreifende Auswirkungen auf Aspekte des Internets nach sich:

  • Marktstruktur: In der ersten Phase des Internets entwickelten die Anbieter horizontale Technologien und verkauften sie an klar definierte Marktsegmente: Enterprise-Kunden, Service-Provider und Consumer. Das IoT wird jedoch in ganz anderen Marktsegmenten genutzt. In diesen Marktsegmenten gehören die Prozess- und Fertigungsbereiche zu den wichtigsten Bereichen die entsprechende Lösungen und Dienstleistungen beschaffen. Viele Anbieter müssen ihre Geschäftsstrategien, -strukturen und -partnerschaften vollständige verändern, um im IoT-Umfeld bestehen zu können.
  • Vernetzte Komponenten: Die über das Internet verbundenen Geräte ermöglichten in der Regel die Kommunikation zwischen den Menschen und den Zugriff auf Online-Daten und -Prozesse. Der Hauptzweck der IoT-Geräte besteht darin, Echtzeitdaten zu generieren, die anschließend analysiert und entsprechend des geplanten Einsatzbereiches genutzt werden. Dies erfordert ein Überdenken der Architektur, der Sicherung und des Betriebs dieser Massen an unterschiedlichen Geräten. Die alte Internet-Strategie des schnellen und einfachen Anschließens neuer Ressourcen an das Internet wird nicht mehr funktionieren.
  • Neue Komponenten: Das Internet war die Voraussetzung für die mobilen, sozialen Funktionen. Das IoT und seine Echtzeitdaten stellen mittlerweile die Plattform für die Bereitstellung der nächsten Generation von disruptiven Technologien (beispielsweise Machine-Learning (ML), Drohnen, autonome Fahrzeuge, Blockchain usw.) dar.
  • Fokussierung auf die Technologien: In der erste Phase des Internets wurden nur wenige Zugangstechnologien (Ethernet, WLAN und Mobilfunk) realisiert. Die IoT-Komponenten sorgen dafür, dass auf das Internet auch eine Vielzahl von unterschiedlichen Zugangstechnologien zukommt. Diese sind für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle mit ihren spezifischen Anforderungen (beispielsweise verfügbare Bandbreite, Verzögerung und Performance) ausgelegt. Der Mangel an Einheitlichkeit sorgt dafür, dass die Komplexität in den IoT-Umgebungen steigt.
  • Cloud und Analytics: In den meisten Fällen nutzen die Internet-Anwendungen noch immer eine zentralisierte Batch-Verarbeitung. Dabei ist es egal, ob die Daten lokal oder in der Cloud verarbeitet bzw. analysiert werden. Durch die IoT-Techniken mit ihren enormen Mengen an Streaming-Daten dürfen die Information nicht mehr nach den „alten“ Konzepten verarbeitet werden. Es muss die Entwicklung von Cloud-Architekturen angestoßen werden, die ein verteiltes Cloud- oder Fog-Computing bereitstellen, damit die anfallenden Daten in Echtzeit- oder in Fast-Echtzeit am Rande der IoT-Umgebungen bearbeitet, analysiert und bereitgestellt werden können. Die Cloud 2.0 muss sich auf die Echtzeitverarbeitung in einer bisher nie gekannten Größenordnung konzentrieren.
  • Sicherheitsfokus: Das Internet und die Unternehmens-IT haben sich immer auf die Sicherung der Daten konzentriert. Auch das IoT muss sich darauf konzentrieren, alle „Dinge“, die wir in unseren Leben und Unternehmen nutzen, zu sichern. Dies umfasst beispielsweise das gesamte Spektrum vom intelligentem Thermostaten, über vernetzte Fahrzeuge bis hin zu militärischen Drohnen. Die früher hermetisch abgeschlossenen Systeme in den Fabriken oder den Gebäuden öffnen sich durch die Vernetzung und werden dadurch anfälliger gegenüber Angriffen. Die Hersteller der IoT-Geräte müssen die Bedeutung eines umfassenden Risikomanagements lernen und die Sicherheit in ihre Komponenten integrieren.
  • Standards: Die Internet-Standards sind das Ergebnis einiger dominanter Normungsgremien. In der IoT-Welt sind die Dinge wesentlich komplexer. Die hohe Anzahl von horizontalen, vertikalen und regionalen Normungsgremien und Konsortien, die an den Architekturen und Normen arbeiten, macht die Aufgabe nicht leichter. Die sich aus den sich oftmals überschneidenden Aktivitäten ergebenden Mengen an semi-proprietärer Standards und die Standard-Kriege stellen für die IoT-Welt und das Internet eine noch größere Herausforderungen dar. Die Aktivitäten rund um die Etablierung von IoT-Standards erfordert von den Herstellern und auch von den Kunden ein viel höheres Maß an Investitionen, damit Überschneidungen minimiert werden und eine Interoperabilität gewährleistet wird.

Fazit

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Die neuen Kommunikationselemente rütteln an den bisherigen Grundlagen des Internets und sorgen für dessen kontinuierliche Veränderung. Aus diesem Grund müssen die mit dem Internet verbundenen Unternehmen alle Aspekte ihrer Geschäftsstrategien (Entwicklung, Partnerschaften, Go-to-Market-Strategien, Lieferketten, Sicherheit, usw.) überdenken. Dies ist jedoch nur der Anfang. Viele der neu aufkommenden IoT-Technologien werden das klassische Internet umfassender transformieren, als je eine andere Technologie zuvor. Es bleibt also spannend!

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