Die Daten wachsen weiterhin schneller als die Festplattenkapazität

Western Digital plant 40 TByte Laufwerke, aber es ist immer noch nicht genug.

Die Festplattenhersteller nutzen das Argument der schier unerschöpflichen Kapazitäten im Abwehrkampf gegen Solid-State-Laufwerke (Solid State Drives, SSDs). Jetzt hat Western Digital – der König der Festplattenhersteller – eine neue Technologie angekündigt, die zur Realisierung von 40-TByte-Laufwerken führen könnte.

Western Digital bietet heute bereits die größte Festplattenkapazität im Markt an. Vor kurzem wurde ein 14-TByte-Laufwerk vorgestellt. Dieses Laufwerk ist mit Helium gefüllt, um den Luftwiderstand auf den sich drehenden Platten zu reduzieren. Auf Basis der neuen Microwave-Assisted-Magnetic-Recording- (MAMR-)Technologie will das Unternehmen bis zum Jahr 2025 Festplatten mit einer Kapazität von 40 TByte vertreiben. Die ersten Muster dieser Technologie sollen bereits bis Mitte 2018 zur Verfügung stehen.

Die MAMR-Technologie ermöglicht noch höhere Packungsdichten auf den Festplatten. Seagate arbeitet ebenfalls an einem wettbewerbsfähigen Produkt namens Heat-Assisted-Magnetic-Recording (HAMR). Für den Nutzer ist nur wirklich wichtig, dass diese Technik irgendwann im Jahr 2019 (nach 13 Jahren Forschung und Entwicklung) im Markt aufschlagen soll.

Von der Physik der Festplatten

Genau wie bei Halbleitern rennen die Festplatten immer wieder gegen die Mauern der physikalischen Gesetze an. Es wird für die Hersteller immer schwieriger, die Geräte zu verkleinern und dabei gleichzeitig immer mehr Datenkapazitäten unterzubringen. Western Digital ist der Meinung, dass mit deren MAMR-Technik eine 15-prozentige Preisreduzierung pro Terabyte erzielt werden kann. Dies ist auch eines der Hauptvorteile der Festplatten gegenüber der SSD-Technologie. Eine Festplatte wird auch noch über einen sehr langen Zeitraum pro Terabyte immer preiswerter als Flash-Speicherchips sein. Es wird erwartet, dass mit der MAMR- und der HAMR-Technologie bis zu 4 Terabit pro Quadratzoll auf eine Platte gepackt werden können. Derzeitige Laufwerke verfügen über eine Kapazität von 1,1 Terabit pro Quadratzoll.

Daten wachsen schneller als die Festplattenkapazitäten

In der Praxis wachsen die Datenmengen schneller als die Festplattenkapazitäten. Laut einer Studie von IDC soll die globale Datenmenge bis zum Jahr 2025 auf 163 Zettabytes anwachsen (ein Zettabyte ist eine Billion Gigabyte). Damit würde sich Die Datenmenge gegenüber dem vergangenen Jahr verzehnfachen (2016: 16,1 ZB). Ein Großteil der zu speichernden Daten hat dann ihre Ursachen im Bereich Big-Data und dem Internet of Things (IoT).

Diese Datenmengen werden zukünftig so groß werden, dass viele Unternehmen diese nicht mehr nutzen können. Stattdessen legen die Unternehmen ihre akkumulierten Daten in sogenannte Daten-Seen ab. Die abgelegten Daten werden dann zu einem späteren Zeitpunkt verarbeitet. Ich kenne Schätzungen von Experten, die davon ausgehen, dass von den zusammengetragenen Daten bis zu 90 Prozent nicht genutzt werden. Trotzdem werden die Daten gesammelt und eben auf den Speicherressourcen der Unternehmen abgelegt.

Tabelle: Einige Festplatten

Wohlgemerkt, das sind nur die Daten aus dem Big-Data-Bereich. Die Nutzer generieren ebenfalls enorme Datenmengen. Der Online-Backup- und Storage-Anbieter BackBlaze nutzt inzwischen Hunderttausende von Laufwerken in seinen Rechenzentren. Es hat gerade eine Bestellung über 100 Petabytes platziert. Die Festplatten sollen noch im vierten Quartal dieses Jahres eingesetzt werden. Für das Q1 2018 bestehen schon Pläne für einen weiteren riesengroßen Festplattenauftrag zu platzieren. Dabei muss man jedoch bedenken, dass Back Blaze nur einer von vielen Online-Speicheranbietern ist.

Dies sind natürlich für die Hersteller Western Digital, Seagate und Toshiba großartige Nachrichten und deren Vertriebsmitarbeiter werden sich über große Provisionen freuen.