Palaver mit Equinix

Donald Badoux, Managing Director von Equinix Deutschland
Donald Badoux, Managing Director von Equinix Deutschland

Rechenzentrums-Anbieter Equinix baut seine Präsenz in Deutschland weiter aus und eröffnet sein siebtes Rechenzentrum in Frankfurt beziehungsweise das elfte in Deutschland. Anlässlich der Eröffnung von FR6 in Frankfurt sprach Netzpalaver mit Donald Badoux, Managing Director von Equinix Deutschland, über den Standort Deutschland, Trends Wachstumsvoraussetzungen sowie seine „Wünsche“ an die Digitale-Agenda.

 

Netzpalaver: FR6 ist mittlerweile das siebte Rechenzentrum von Equinix in Frankfurt und das elfte Datacenter in Deutschland. Welche Paramater machen den Standort Deutschland für Equinix so attraktiv, trotz einschränkender Rahmenbedingungen wie extreme Energiekosten oder strenge gesetzliche Auflagen?

Donald Badoux: Deutschland ist ein extrem wichtiger Standort für Equinix. Insgesamt betreiben wir hier 11 Rechenzentren in Frankfurt, Düsseldorf und München. Die Gründe für eine Präsenz in Deutschland liegen auf der Hand, allen voran die Größe des IT-und Telekommunikationsmarktes, der einer der größten der Welt ist. Hinzu kommt natürlich die Wirtschaftsstärke Deutschlands. Kein anderes EU-Land beherbergt so viele internationale Unternehmen – darunter viele unserer Kunden.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Tatsache, dass viele Industriezweige, die für uns enormes Wachstumspotential bergen, hier angesiedelt sind. Die deutsche Automobilindustrie zum Beispiel ist die größte in Europa und die viertgrößte weltweit. Damit ist Deutschland ganz vorn dabei, wenn es um automatisiertes Fahren und Connected-Cars geht – Trends, für die wir uns bei Equinix besonders interessieren, und die wir maßgeblich vorantreiben.

 

Netzpalaver: Welche Trends begünstigen das extreme Wachstum von Equinix weltweit und insbesondere hierzulande?

Donald Badoux: Es gibt natürlich viele Faktoren und Entwicklungen, die sich positiv auf unser Geschäft auswirken. Was wir deutlich sehen, ist die zunehmende Bereitschaft von Unternehmen, ihre eigenen IT-Installationen zum Teil oder vollständig auszulagern. Letzteres, also die Konsolidierung und Auslagerung der kompletten IT-Infrastruktur, ist bei vielen Unternehmen mittlerweile Teil der Gesamtstrategie geworden. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Letztlich läuft es aber auf Effizienz hinaus. Denn die eigenen Infrastrukturen reichen häufig schlichtweg nicht mehr aus, um die stetig steigenden Datenmengen zu bewältigen.

Wenn wir konkret von Trends sprechen, ist Cloud natürlich hervorzuheben. Hier hat sich in den letzten Jahren extrem viel getan, nicht zuletzt in Hinblick auf die Bereitschaft von Unternehmen, Cloud-Lösungen umzusetzen. Und die Tendenz ist weiterhin steigend. IDC zum Beispiel prognostiziert, dass der Public-Cloud-Markt in der EMEA-Region in den nächsten vier Jahren um 26 Prozent wachsen wird. Das sind für uns natürlich sehr gute Nachrichten! In Equinix-Rechenzentren können Unternehmen ihre private Cloud oder privaten Zugang zu öffentlichen Clouds realisieren oder hybride Infrastrukturen umsetzen.

Einen weiteren Punkt möchte ich gern noch ansprechen: Interconnection, also der direkte Austausch von Daten über private Verbindungen an Internetknoten, die in Carrier-neutralen Rechenzentren beherbergt sind. Mithilfe dieser Interconnections werden Performance-Probleme behoben und Integrations-Hindernisse überwunden. Dies ermöglicht es Unternehmen letztlich, digitale Services direkt sowohl in Anspruch zu nehmen als auch anzubieten. Das macht Interconnection zu einem Grundbaustein für die Digitalisierung von Unternehmen. Je mehr die Digitalisierung der Unternehmenswelt zunimmt, umso wichtiger wird auch Interconnection. Dies wiederum ist für uns von großer Bedeutung: Denn als führender Anbieter von Interconnection-Lösungen profitieren wir natürlich von der erhöhten Nachfrage.

 

Frage 3:

Netzpalaver: FR6 erweitert vor allem den Colocation-Space für bestehende und potenzielle Kunden – was zeichnet FR6 im Besonderen aus?

Donald Badoux: FR6 – kurz für Frankfurt 6 – ist ein weiterer wichtiger Baustein für den Ausbau unseres digitalen Campus in Frankfurt , der mit dem Bau um über 6.600 Quadratmeter Colocation-Fläche und insgesamt 2.000 Cabinets erweitert wird.

Als das modernste IBX Hochleistungsrechenzentrum befindet sich FR6 in unmittelbarer Nähe zu FR4 und FR5, mit latenzoptimierten Verbindungen zu FR1, FR2 und FR7. Der digitale Campus wird aktuell von mehr als 800 Unternehmen und 300 Netzwerkprovidern genutzt.

 

Netzpalaver: Neben diesen ganzen genannten technischen Aspekten, mit welchen Anforderungen in puncto Business-Continuity kommen die Kunden auf Sie zu?

Donald Badoux: Die Kundenanforderungen hinsichtlich Business-Continuity sind sehr hoch. Gerade Kunden aus dem Finanzsektor und dem internationalen Handel sind darauf angewiesen, dass aufgabenkritische Handelsprozesse nicht unterbrochen werden. Im Zentrum geht es dabei immer darum, dass zum Beispiel ein unvorhersehbarer Stromausfall nicht auch gleichzeitig ein Geschäftsausfall bedeutet. Um das zu vermeiden, bieten wir verschiedene Business-Continuity-Services an und unterstützen unsere Kunden dabei, redundante und robuste Architekturen aufzubauen. Dabei profitieren unsere Kunden von unserer großen Netzwerkdichte, sowie der globalen Präsenz, die es ihnen erlaubt, IT-Infrastrukturen unabhängig vom Standort abzusichern.

Zudem haben wir bei Equinix sogenannte Business-Continuity-Trading-Rooms (BCTRs) aufgebaut. Mithilfe eines BCTR können Kunden, die maßgeblichen Funktionen ihrer Handelsräume für den Einsatz in einem Equinix-Rechenzentrum replizieren, das nicht den gleichen Bedrohungen wie Ihr primärer Standort ausgesetzt ist.

 

Netzpalaver: Rechenzentren sind das Rückgrat der Digitalisierung. Obwohl Deutschland Vorreiter bei der Digitalisierung spielen will, müssen Rechenzentrumsbetreiber mit vielen Hürden kämpfen. Was wären Ihre Empfehlungen für die nächste „Digitale Agenda“?

Donald Badoux: Ich bin leider kein Politiker und daher nicht der richtige Ansprechpartner, um Empfehlungen für die Digitale-Agenda auszusprechen. Als Deutschlandchef von Equinix habe ich aber durchaus einen „Wunschzettel“ mit Themen, die mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig sind:

  • Die hohe EEG-Umlage trifft uns hier in Deutschland sehr deutlich und schränkt im internationalen Vergleich durchaus unsere Wettbewerbsfähigkeit ein. Hier gilt es, politisch Weichen für die Zukunft zu stellen. Eine Möglichkeit wäre es zum Beispiel, die Ausgleichsregelung der EEG-Umlage auf weitere energieintensive Unternehmen wie Rechenzentren, die im internationalen Wettbewerb stehen, zu erweitern.
  • Der Ausbau der Infrastruktur – also zum Beispiel der Breitbandausbau – schreitet für mein Empfinden deutlich zu langsam voran. Hier müssen dringend staatliche Impulse gesetzt werden, um Fortschritt herbeizuführen.

#Netzpalaver #Equinix