Palaver mit Alcatel-Lucent Enterprise zu SIP-Trunks

woman-96108_1920IP ist nicht gleich SIP und dies gilt auch für den SIP-Trunk, der den ISDN-Anlagenanschluss schnellstens ersetzen soll. Netzpalaver sprach mit Jörg Fischer, Leiter Sales Excellence von ALE Deutschland über die unterschiedliche Auslegung des Begriffs SIP-Trunk, dessen wichtigsten Eigenschaften, Voraussetzungen, Optionen sowie spezifische Offerten samt USPs des angebotenen SIP-Trunks.

Netzpalaver: Wie definieren Sie den Terminus SIP-Trunk?

Jörg Fischer, Leiter Sales Excellence, ALE Deutschland
Jörg Fischer, Leiter Sales Excellence, ALE Deutschland

Jörg Fischer: Ein SIP-Trunk dient der Anschaltung eines Kommunikationssystems an ein öffentliches Carrier-Netz oder an einen anderen Dienst/Server
zur Vermittlung und Übermittlung von Signalisierungs- und Medienströmen mittels SIP. SIP ist eine Applikation – kein Protokoll. Es ist also ein Anschluss auf Applikationsebene.

 

Netzpalaver:  Der SIP-Trunk setzt auf der Verbindungsebene oberhalb des IP-Protokolls an. Welche Netz-Infrastrukturen unterstützt der von Ihnen offerierte SIP-Trunk?

Jörg Fischer: Der SIP-Trunk ist ein Standard Gigabit-Ethernet-Anschluss einer Standard-Serverplattform. Er verwendet sowohl UDP als auch TCP.

Bei verschlüsselter Verbindung wird SIP-TLS eingesetzt. Der Alcatel-Lucent-Enterprise-SIP-Trunk ist 100prozentig kompatibel mit SIP-Connect 2.0.

 

Netzpalaver: Lässt sich der SIP-Trunk zudem redundant und Carrier-neutral auslegen?

Jörg Fischer: Redundanz lässt sich  sowohl physikalisch, durch redundante Anschlüsse, als auch logisch über redundante Steuerungs- und Vermittlungsinstanzen bereitstellen. Moderne Systeme, wie die „Alcatel-Lucent OmniPCX Enterprise“ sind auch auf virtualisierten Plattformen lauffähig, die an sich eine „Redundanz“ mitbringen. Alcatel-Lucent Enterprise unterstützt mit seinen Kommunikationsplattformen eine Vielzahl von Netzbetreibern. Dies ist durch entsprechende Interoperabilitätstests nachgewiesen. Darüber hinaus sind wir in der Lage uns im Einzelfall durch entsprechende Konfiguration zu adaptieren. Dadurch wird eine Neutralität im Hinblick auf die am Markt befindlichen Netzbetreibern sichergestellt.

 

Netzpalaver: Wie viele Kanäle unterstützt der SIP-Trunk, wie viele Gespräche sind parallel möglich und wie werden die Kosten der Telefonie über den SIP-Trunk abgerechnet?

Jörg Fischer: Ein System unterstützt die gleichzeitige Definition und den simultanen Betrieb von bis zu 5.000 SIP-Trunks. Da mehrere Systeme funktional homogen miteinander vernetzbar sind, ist dem Maximalausbau nahezu keine Grenze gesetzt. Letztlich ist SIP ein IP-Dienst, d.h. die praktische Anzahl der parallel und gleichzeitig nutzbaren Kanäle und Gespräche hängt im Wesentlichen von der Art der übertragenen Dienste und den dafür genutzten Komprimierungsverfahren ab. Dazu kommen natürlich noch weitere, die benötigte Bandbreite beeinflussende Funktionen, wie Verschlüsselung, Einkapselung von IP-Paketen, IP-Information selbst usw.

Die Abrechnung der Telefoniekosten über einen SIP-Trunk für die Benutzer der Alcatel-Lucent-Enterprise-Kommunikationsplattformen erfolgt wie bei den bisherigen klassischen ISDN-Anschlüssen über eine interne Gebührenerfassung und Auswertung.

 

Netzpalaver: Was gilt es zu beachten, wenn man die bisherige klassische Telefonanlage weiterhin betreiben möchte? 

Jörg Fischer: Die Definition von SIP ist so allgemein und weit gefasst, dass viele Hersteller und Carrier ein eigenes Verständnis von SIP haben und nutzen. „Jeder kocht sein eigenes SIPchen“. Mit SIP-Connect 2.0 ist ein wesentlicher Schritt in Richtung Standardisierung und vor allem Harmonisierung gemacht worden.

Der Alcatel-Lucent-Enterprise-SIP-Trunk ist 100prozentig kompatibel mit SIP-Connect 2.0. Die fundamentalen Standard-Dienste von ISDN – die nach ITU-T definierten Standard-
Leistungsmerkmale – werden abgedeckt. Inwiefern der Netzbetreiber auch die vielen Sonderdienste und Zusatzleistungsmerkmale, z.B. der ISDN-User-to-User-Signalisierung (UUS), abgedeckt, sollte im konkreten Fall immer vorher validiert werden.

Einer der Knackpunkte ist in allen Fällen Fax. Für Fax over IP (FoIP) setzte sich das Protokoll T.38 gegenüber T.37 durch, dennoch wird dieses Protokoll nicht von allen Netzbetreibern unterstützt. Das Thema Notruf ist dem Grunde nach gelöst, wenn man sich bei der Implementierung von SIP-Trunks an einige Regeln hält. Brisanz hat das Thema vor allem bei der Zentralisierung von SIP-Anschlüssen – Notruf für Außenstellen. Die Außenstellen haben keinen eigenen Amtsanschlüsse mehr. Moderne SIP-Systeme können das über virtuelle Standorte abbilden und diese Standortinformationen über den zentralen SIP-Trunk an den Carrier vermitteln – wichtig ist, dass der Carrier das auch versteht und verwendet.

Die grundlegende Frage bezüglich der Rufnummernblöcke ist natürlich, ob der Anschluss von Carrier ein Basis- (definierte Anzahl einzelner Telefonnummern – Multiple-Subscriber-Number) oder ein Durchwahlanschluss (ein benannter Rufnummernblock – Primär-Multiplex) ist. Beides wird vom Alcatel-Lucent-Enterprise-SIP-Trunk unterstützt. Auch hier liegt die Tücke, wie immer, im Detail. Mit intelligenten TK-Systemen war es recht einfach möglich einen vom Netzbetreiber bereitgestellten, z.B. 3stelligen Rufnummernblock funktional auf 4 oder mehr Stellen zu erweitern – „Bezahl 3 – nimm 4.“ Das funktioniert mit SIP-Trunks nicht mehr und wird von den meisten Netzbetreibern restriktiv unterbunden.

 

Netzpalaver: Welche Sicherheitsmerkmale unterstützt der SIP-Trunk beziehungsweise welche Ergänzungen sind für die sichere Kommunikation notwendig? 

Jörg Fischer: SIP ist Klartext, wie http. Das ist Segen und Fluch – „SIP = Simple, Integrativ, Praktisch“ bzw. „SIP = Sicherheit Ist Problematisch“. Wird der SIP-Trunk als Anschluss zu einem anderen Netz verwendet, so ist die Situation wie schon immer, man braucht einen Netzabschluss. Bei ISDN ist das der NTBA (Network-Termination for ISDN-Basic-Rate-Access), bei IP-Datenanschlüssen ist es ein Router/Gateway. Bei einem SIP-Trunk ist es der SBC (Session-Border-Controler). Das sind oft weitaus intelligentere Geräte als physikalische Anschlüsse, Paket-Weiterleiter oder Protokoll-Vermittler. SBCs sind in der Lage tiefer in die Pakete zu schauen, sie zu analysieren, sie nach verschiedenen Kriterien weiter zu verarbeiten, zu verschlüsseln usw. Der Alcatel-Lucent-Enterprise-SIP-Trunk ist kompatibel zu allen gängigen SBCs.

 

Netzpalaver: Auf was sollte ein potenzieller Kunde bei der Auswahl eines SIP-Trunks zusätzlich achten?

Jörg Fischer: Erstens, welche grundsätzliche Funktion der SIP-Trunk haben soll (Anschluss zum Netzbetreiber, zu einem anderen Dienst/Server).

Zweitens, ob beide Anschlussseiten des SIP-Trunks das gleiche funktionale Verständnis haben – funktionale Kompatibilität.

Drittens, ob und wie beide Seiten die geforderten Sonderdienste abbilden können.

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