Was will Mitel mit Toshibas UC?

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Aus Sicht eines Marktexperten verfolgt Mitel die Vision: Kaufen wir so viele kleine UC-Anbieter wie möglich auf, damit wir zu einem Hersteller werden, der eine hinreichende Größe und Marktmacht besitzt, um Microsoft und Cisco in den USA und zusätzlich Alcatel und Unify in Europa Konkurrenz machen zu können. Zwar gibt es Dutzende von Unternehmen, die sich in der Kategorie der „Unified Communications“ tummeln, aber den Großteil des Marktes schöpfen die beiden Top-Anbieter ab. Durch das Aufsammeln einer Reihe von kleineren Anbietern könnte unter Umständen ein dritter Anbieter entstehen, der stark genug ist, um auf globaler Ebene mit den großen Herstellern in Konkurrenz zu treten.

Der Mitel-CEO Rich McBee hat in Mitel bereits Aastra (und somit auch DeTeWe), Prariefyre und ein paar andere Technologie-Firmen integriert. Gescheitert sind die Bemühungen von Mitel um Shoretel und Polycom. Misserfolge zählen im Markt nicht. Aus diesem Grund versucht jetzt Mitel sich das nächste Stück des UC-Puzzles zu besorgen. Mit einem Memorandum of Understanding (MOU) zwischen Mitel und der Toshiba Corporation sollen die Unified-Communications-Produkte von Toshiba jetzt das Mitel-Portfolio ergänzen.

Dieses Geschäft ist für Toshiba jedoch nur die logische Konsequenz: Anfang des Jahres gab der Konzern überraschend bekannt, dass man sich aus dem  #Unified Communications-Markt zurück ziehe. Über den Kaufpreis des Mitel-Toshiba-Deals wurde nichts bekannt, aber wer den Mitel-CEO kennt, weiß, dass dieser so phänomenal verhandeln kann, wie seinerzeit J.R. Ewing in der 80er-Jahre-TV-Sendung Dallas.

Für Toshiba bietet der Verkauf einen sanfteren Weg aus dem UC-Markt als ein plötzlicher Abschied und bietet seinen Kunden die notwendige Kontinuität. Da Toshiba über noch einige bekannte Marken verfügt und noch in vielen anderen Märkten tätig ist, wurde durch den Verkauf des UC-Geschäfts auch vermieden, dass das Image des Unternehmens bei den Kunden beschädigt wird. Neben den Produkten und des Inventars übernimmt Mitel auch alle Wartungs- und Serviceverträge und sorgt damit für den notwendigen Produktsupport und die Unterstützung der Toshiba-Kunden.

Bei Mitel passt der Deal sicher perfekt in deren langfristige Strategie. Ein unmittelbarer finanzieller Nutzen ist sofort erkennbar. Nach Schätzung hat Toshiba im UC-Bereich etwa 50 Millionen Dollar umgesetzt. Mitel sollte daher in der Lage sein, mindestens 50 Prozent dieses Geschäfts nach dem Übergangsprozess zu behalten. In der Vergangenheit hat Mitel bei ähnlichen Geschäften eine moderate Übergangsstrategie mit seinen Kunden entwickelt. Dadurch wird die übernommene Plattform nur noch eine gewisse Zeit fortgeführt und nach Möglichkeiten gesucht, wie die Kunden auf eine reine Mitel-Strategie migriert werden können.

Viel von Toshibas Geschäft bewegt sich im klassischen Einzelhandel und in den mittelständischen Unternehmen. Das ist auch das Marktsegment, in dem Mitel gut aufgestellt ist. Mitel sollte daher in der Lage sein, seine Erfahrung in die Waagschale zu werfen und seine eigene UC-Suite der Toshiba-Kundenbasis zu verkaufen.

Mitel wird sicher auch die paar hundert Channel-Partner einfangen. Ich bin mir sicher, dass die Akquisition für die Toshiba-Reseller eine große Erleichterung darstellt, da diesen durch den Mitel-Deal ein solider Weg in die Zukunft und ohne Störung der Geschäfte eröffnet wird.

Fazit

Den Weg, den Mitel verfolgt, ist sicher nicht einfach – man muss Geduld und Bereitschaft haben, auch einmal ein Geschäft auszuschlagen, wenn es momentan nicht in die Strategie passt. Bisher haben die meisten Mitel-Aufkäufe gut funktioniert und der Zukauf der #Toshiba-UC-Sparte ist sicher ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Umwandlung von #Mitel.

#Netzpalaver