Die Farbe lila oder wenn Extreme Networks die Netzsparte von Avaya kauft

atom-1698546_1280Durch die Kombination der Netzwerkprodukte von #Avaya und #Extreme Networks wird jetzt ein Unternehmen geschaffen, welches alle Marktbereiche abdecken kann.

Das Schicksal von Avayas war mehr als ein Jahr Gegenstand von Spekulationen. Im vergangenen November spekulierte ich mit Freunden aus der Branche, welches Unternehmen das Potenzial hätte, Avaya zu übernehmen. Wir waren uns schnell darüber im klaren, dass ein möglicher Aufkäufer nicht in Sicht war. Auch waren wir der Meinung, dass Avaya als Vollanbieter eines umfassenden Kommunikationssortiments irgendwie erhalten werden sollte. Aber die Insolvenz (Chapter 11 nach den US-Gesetzen) mischte die Karten anders. Es scheint, dass der derzeitige Gewinner der Avaya-Networking-Tombola „Extreme Networks“ heißt.

Das violette (Firmenfarbe) Unternehmen Extreme Networks kauft die Netzwerk-Abteilung von Avaya (Firmenfarbe Rot) und die Überreste von Nortel (Firmenfarbe Blau) auf. Wenn ich mich nicht ganz in der Farbenlehre täusche, dann ergibt die Mischung aus Blau und Rot ein schönes Violett.

Entsprechend dem momentanen Kenntnisstand wurde zwischen den Unternehmen vereinbart, dass die Vermögenswerte der Avaya-Networking-Business-Unit für etwa 100 Millionen Dollar an Extreme verkauft werden. Da sich Avaya im Insolvenzprozess befindet, gilt das Angebot von Extreme Networks noch nicht als endgültig. Die Avaya-Ressourcen befinden sich in so etwas wie einem Auktionsprozess. Extrem ist somit nur der erste Bieter und jedes andere Unternehmen könnte ein höheres Angebot für die Netzwerkabteilung unterbreiten. Dann hätte Extreme die Möglichkeit sein Angebot zu erhöhen oder vom Auktionsprozess zurückzutreten. Im letzteren Fall würde Extrem seine bisher für den Deal aufgewendeten Kosten erstattet bekommen.

Die endgültige Vereinbarung bedarf der Genehmigung des US-Konkursgerichts. Es gibt sicher noch eine Menge „Wenns“ und „Abers“, die zwischen jetzt und Ende Mai/Anfang Juni passieren können, denn erst dann wird der Deal in trockenen Tüchern sein. Ich denke jedoch, dass es sehr wahrscheinlich sein wird, dass Extreme Network der kommende Besitzer von Avaya-Networking-Technologie sein wird.

Gut für Extreme, Avaya und die Kunden

Angenommen, der Deal geht wie geplant über die Bühne, dann ergibt sich aus meiner Sicht viel Positives aus der Akquisition für Extreme und Avaya, sowie beider Kundenbasen. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, dass beide Firmen eine enorme Menge an Überlappung haben. Bei einer genaueren Analyse wird man feststellen, beide Portfolios sind komplementär. Sowohl Avaya und Extreme gehören zu den Vertretern der „Data Center to Edge“ Vision und versuchen diesen Markt mit einfach zu in implementierenden und standardbasierten Lösungen zu bedienen. Glücklicherweise befanden sich beide Unternehmen an unterschiedlichen Enden der Evolution.

Eine der größten Chancen für Extreme besteht darin, dass deren veraltetes Produktportfolio im Chassis-Bereich schnell aufgefrischt werden kann. Dies war zwar für das Jahr 2018 geplant, wird jetzt wohl schneller umgesetzt werden. Ich weiß, dass sowohl Avaya Networks als auch Extreme neue Chassis-Versionen auf der Roadmap haben und ich erwarte, dass Extreme diese als Optionen in unterschiedlichen vertikalen Märkten anbieten wird. Im Rechenzentrum wird Extrem Networks mit seinem neuen und erweiterten Angebot sicher einige Marktanteile hinzu gewinnen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zur Konsolidierung der Produkte und der Bereinigung von Überlappungen.

Avaya verfügt mit den aktuellen Fabric-Connect-Produkten über eine Layer-2-Fabric und diese wird von der Extreme-Networks-Layer-3-Fabric ergänzt. Die #Fabric-Connect-Produkte von Avaya gehören meiner Meinung nach schon immer zu den am besten gehüteten Geheimnissen der Netzwerkindustrie. Hierbei handelt es sich um eine sehr agile Plattform mit einem Stealth-Kern, so dass Änderungen nur am Rand des Netzwerks vorgenommen werden müssen, die anschließend automatisch über das Netzwerk übermittelt werden.

Ende letzten Jahres veröffentlichte Avaya ein #Cloud-Management-Frontend, welches für ein umfassendes Lifecycle-Management von drahtgebundenen und drahtlosen Netzwerkkomponenten sorgt. Die Avaya-Cloud-Networking-Platform basiert auf folgenden Prinzipien:

  • Hohe Serviceverfügbarkeit: In diesem Bereich liegt eines der größten Unterscheidungsmerkmale für das Produkt gegenüber Wettbewerbslösungen. Geht die Verbindung zur Cloud verloren funktionieren bei vielen Cloud-Management-Produkten die Netzwerkkomponenten nicht mehr. Der Unterschied zu Avaya besteht darin, dass aller Datenverkehr und Sicherheitsfunktionen am Netzwerkrand und in jedem AP verarbeitet werden.
  • Zero-Touch-Aktivierung: Die Plattform arbeitet sowohl mit WLAN-Produkten als auch mit regulären (kabelorientierten) Switches. Sobald die Netzwerkprodukte physisch installiert sind und das Cloud-Portal diese entdeckt hat, werden die Produkte automatisch konfiguriert und verwaltet. Hinzu kommen automatisierte Software-Updates und ein integriertes Lizenz-Management.
  • Sicherheit: Die Avaya-Cloud-Networking-Platform wird in der Amazon-Web-Services-Cloud gehostet und ist mehrparteienfähig. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kundendaten vollständig voneinander isoliert sind. Außerdem werden alle Kommunikationsströme verschlüsselt, wobei der Verkehr der Benutzer im lokalen Netzwerk verbleibt. Die einzigen Daten, die in die Cloud übermittelt werden, sind die Out-of-Band-Management-Funktionen.
  • Skalierbarkeit: Die Plattform skaliert bis zu vielen Tausenden von Geräten und stellt sicher, dass die Unternehmen auch bei hohen Wachstumsraten die Umstellung in die Cloud problemlos meistern können. Das Preismodell basiert auf einer pro-Gerät- und pro-Monat-Abrechnung.

Aus meiner Sicht handelt es sich bei der Cloud-Management-Suite um eine offene Plattform, so dass Extreme in der Lage sein sollte, diese auf seine eigenen Produkte relativ leicht zu erweitern.

Was bedeutet der Verkauf des Avaya-Networking-Geschäfts?

Nach der Veröffentlichung der Avaya-Insolvenzmeldung schossen natürlich wieder einmal viele Spekulationen ins Kraut. Der Verkauf des Netzwerkgeschäfts heißt jedoch nicht automatisch, dass sich #Avaya auch von seinem #Unified-Communications- (UC) oder #Call-Center-Geschäft trennen wird. Der Verkauf der Netzwerkabteilung ermöglicht es Avaya, einige Schulden los zu werden und seine Energien auf das #UC- und Call-Center-Geschäft zu konzentrieren. Ein Verkauf dieser Geschäftsbereiche würde somit keinen Sinn ergeben.

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Auch die aktuellen Avaya-Netzwerkkunden sollten durch den Verkauf der #Netzwerksparte keine Probleme erwarten. Avayas Plan besteht darin, dass das Unternehmen als Wiederverkäufer für Extreme-Produkte auftreten wird. Damit erhalten die Avaya-Kunden einen Zugang zu einem noch breiteren Portfolio an Netzprodukten.

Die bisherigen #Avaya-Reseller werden zukünftig ein anderes Label (eben das violette von Extreme Networks) verkaufen, aber unter dem Strich wird sich auch hier nichts oder wenig verändern. Während des Verkaufsprozesses können die Avaya-Reseller weiterhin die Avaya-Networking-Produkte verkaufen und Avaya wird die Aufträge und die Verpflichtungen in gewohnter Weise zu erfüllen.

#Netzpalaver