Mobile Steuerungszentrale für das Internet of Things

drive-863123_1920Das Smartphone erschließt sich immer neue Zielgruppen. Heute nutzen 54 Millionen Deutsche ab 14 Jahren ein internetfähiges Mobiltelefon, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergab. Demnach stieg der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um vier Punkte von 74 auf 78 Prozent. 2015 waren es noch rund zwei Drittel (65 Prozent). Seit 2012 hat sich der Nutzeranteil mehr als verdoppelt.

Das größte Wachstumspotenzial liegt bei den Senioren. In der Altersgruppe ab 65 Jahren stieg der Anteil der Smartphone-Nutzer innerhalb eines Jahres von 28 auf 39 Prozent.

Kaum noch Steigerungsmöglichkeiten gibt es dagegen in den Gruppen der 14- bis 29-Jährigen (93 Prozent) und 30- bis 49-Jährigen (94 Prozent). Unter den 50- bis 64-Jährigen nutzen 85 Prozent ein Smartphone. „Innerhalb nur eines Jahrzehnts ist das Smartphone von einem Nischenprodukt für Geschäftsleute und Technik-Nerds zu einem unverzichtbaren Begleiter im Alltag fast aller Menschen geworden. So schnell hat sich bislang keine andere Technologie verbreitet“, sagte Dr. Hannes Ametsreiter, Mitglied des Bitkom-Präsidiums, im Vorfeld des Mobile World Congress (MWC). Die weltgrößte Mobilfunkmesse findet vom 27. Februar bis 2. März in Barcelona statt. Im Fokus stehen Smartphone-Neuheiten, optimierte Anwendungen und die Weiterentwicklung des Mobilfunknetzes zum 5G-Standard mit höheren Bandbreiten und Kapazitäten.

Internet of Things als Wachstumstreiber

Wesentlicher Wachstumstreiber ist das Internet of Things, das etwa Unterhaltungselektronik, Haustechnik und Autos vernetzt und in dessen Mittelpunkt das Smartphone steht. Ametsreiter: „Zehn Jahre nach der Präsentation des ersten iPhones entwickelt sich das Smartphone zur mobilen Steuerungszentrale für das Internet of Things.“ Viele Nutzer haben ihr Smartphone bereits mit anderen Alltagsgegenständen vernetzt – und die Bereitschaft dazu steigt. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) hat sein Smartphone schon einmal mit dem Auto verbunden, jeder Fünfte (19 Prozent) mit der Smartwatch und jeder Siebte (15 Prozent) mit Audio-Geräten. Vernetzt werden auch Fitnessarmband (13 Prozent), Spielekonsole, Smart-TV (jeweils 10 Prozent) und Haushaltsgeräte (8 Prozent). Und 46 Prozent können sich vorstellen, mit dem Smartphone künftig Haushaltsgeräte beziehungsweise die Haustechnik zu steuern.

Smartphones sind für große Mehrheit im Alltag unverzichtbar

Die Internetznutzung wird immer mobiler. Surften vergangenes Jahr erst 20 Prozent privat hauptsächlich mit dem Smartphone, sind es heute schon 30 Prozent. Die große Mehrheit der Nutzer will auf die Geräte nicht mehr verzichten. Acht von zehn (80 Prozent) sagen, Smartphones seien eine große Erleichterung im Alltag. Sieben von zehn (71 Prozent) können sich ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen. Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) gibt an, immer das neueste Modell zu kaufen.

Nachrichtenzentrale, Bank und Shopping-Mall für die Hosentasche

Auch wenn sich die Anwendungsfelder immer weiter ausdifferenzieren, schätzen die Nutzer vor allem die ursprüngliche Kernfunktion mobiler Telefone: 100 Prozent nutzen die Standardfunktion Telefonie. Danach folgen Foto- und Videokamera (90 Prozent) und Suchmaschine (79 Prozent). Rund zwei Drittel hören Musik (69 Prozent), lesen Nachrichten (69 Prozent), bewegen sich in sozialen Netzwerken (68 Prozent) und nutzen Navigations- und Kartendienste (64 Prozent). Darauf folgen Kurznachrichtendienste wie Telegram, Threema und Whatsapp (62 Prozent), Wecker (61 Prozent), SMS (58 Prozent) und E-Mails (53 Prozent). Knapp jeder Zweite nutzt Online-Banking (46 Prozent), Gesundheits-Apps (45 Prozent) und Online-Shopping (43 Prozent), gut jeder Fünfte Dating-Dienste (22 Prozent) und jeder Sechste eine Ticket-Funktion (17 Prozent). „Neben dem Telefonieren gehört es zum Standard, Bilder aufzunehmen, Kontakte zu pflegen und Informationen zu recherchieren. Das Smartphone ist für viele auch Bank und Shopping-Mall in der Hosentasche“, sagte Ametsreiter.

Jeder Zweite shoppt per Smartphone online

Viele Transaktionen im Internet werden mittlerweile per Smartphone abgewickelt. Jeder Zweite (51 Prozent), der auf seinem Gerät das Internet nutzt, war in den vergangenen 12 Monaten damit auch online shoppen, zum Beispiel Bekleidung. Ein gutes Viertel (28 Prozent) hat Spiele eingekauft. 22 Prozent buchten Flüge, Reisen oder Bahnfahrten. Jeder Fünfte (19 Prozent) kaufte Nachrichtentexte, 17 Prozent Musik und 13 Prozent Filme oder Videos. 7 Prozent haben mit dem Smartphone Tickets für den öffentlichen Nahverkehr erworben. Der Prozess des Buchens und Kaufens werde durch das Smartphone erheblich vereinfacht. Das generiere zusätzliches Wachstum, sagte Ametsreiter. „Das Smartphone ist ein wichtiger Teil der Wertschöpfung im Internet – und wird weiter an Bedeutung gewinnen.“

Umsatz stabilisiert sich auf hohem Niveau

Die Nachfrage nach Smartphones ist im vergangenen Jahr nach aktuellen Prognosen des European Information Technology Observatory (EITO) leicht zurückgegangen. 2016 wurden in Deutschland 25,1 Millionen Geräte verkauft. Das entspricht einem Rückgang von 4,4 Prozent im Vergleich zu 2015, als mit 26,2 Millionen der bisherige Spitzenwert erzielt wurde. Der Umsatz sank 2016 um 6 Prozent auf 10 Milliarden Euro. „In diesem Jahr stabilisiert sich der Smartphone-Markt auf hohem Niveau. Viele Verbraucher interessieren sich für die neuesten Modelle und sind bereit, dafür auch wieder mehr auszugeben“, sagte Ametsreiter. So wird für 2017 beim Umsatz wieder ein leichtes Plus von 1,5 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro erwartet, während die Stückzahlen nur noch geringfügig um 1,2 Prozent auf 24,8 Millionen verkaufte Geräte zurückgehen. Der Durchschnittspreis pro Smartphone steigt voraussichtlich um 3 Prozent von 397 Euro (2016) auf 408 Euro (2017).

Zwei Drittel haben ihr Smartphone im vergangenen Jahr gekauft

Der Bitkom-Umfrage zufolge besitzen zwei Drittel der Nutzer (63 Prozent) ein Smartphone, das nicht älter als ein Jahr ist. Weniger als ein Viertel (22 Prozent) besitzt ein Gerät im Alter von einem bis zwei Jahren und lediglich 12 Prozent haben ein älteres Smartphone. Die Verbraucher entscheiden sich bewusst für die jeweils neue Smartphone-Generation. Als Kaufmotiv gibt jeder Zweite (51 Prozent) an: „Ich wollte ein Gerät haben, das auf dem neuesten Stand der Technik ist.“ Die wichtigsten Wünsche an das nächste Smartphone sind eine deutlich längere Akkulaufzeit (55 Prozent), mehr Speicherkapazität (42 Prozent) und eine Fotokamera mit besserer Qualität (30 Prozent).

Rasanter Anstieg des Datenvolumens

Mit der Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten nehmen auch die Anforderungen an die Mobilfunkinfrastruktur zu. Von 2011 bis 2015 hatte sich das über Mobilnetze übertragene Datenvolumen von 100 auf 591 Millionen Gigabyte nahezu versechsfacht. 2016 stieg das Volumen nach vorläufiger Prognose um knapp die Hälfte auf 860 Millionen Gigabyte. Für 2017 erwartet der Bitkom, dass sich dieses starke Wachstum fortsetzt und das Datenvolumen auf knapp 1,2 Milliarden Gigabyte anwächst. „Das Datenvolumen wird auch durch das Internet of Things weiter rasant ansteigen“, sagte Ametsreiter. „Die Mobilfunkbetreiber bereiten dafür den Aufbau der 5G-Netze vor. 5G ist nicht einfach nur schneller – es ist der Standard für das Internet of Things, die Industrie 4.0, Telemedizin und vernetztes Fahren. Die nächste Mobilfunkgeneration ermöglicht, dass deutlich mehr Geräte als bisher bei höheren Geschwindigkeiten und kürzeren Latenzzeiten online gehen können.“

Mobilfunkanbieter vernetzen immer häufiger Maschinen statt Menschen

Die zunehmende Kommunikation smarter Geräte untereinander erschließt der Mobilfunkindustrie einen neuen Wachstumsmarkt. Die Netzbetreiber verzeichnen eine steigende Nachfrage nach SIM-Karten für die Kommunikation im Internet of Things. Anbieterübergreifend nimmt dieser Anteil überproportional zu. Belief sich der Bestand an SIM-Karten der drei Netzbetreiber Telefónica, Telekom und Vodafone insgesamt Ende 2015 noch auf 113,8 Millionen, sind es heute 129,3 Millionen. „Das Internet of Things gewinnt immer mehr an Bedeutung. Schon bald werden Mobilfunkanbieter mehr Maschinen als Menschen vernetzen“, sagte Ametsreiter.