Microsoft setzt endlich auf WebRTC

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Eine neue Variante des Edge-Browsers von Microsoft stellt das neue WebRTC-1.0-API vor. Damit ist der Safari von Apple der einzige Browser der dieses Echtzeit-Kommunikationsprotokoll nicht unterstützt.

Ichbin ein großer Fan der webbasierten Transformation, die die WebRTC-Mechanismen im Bereich der Echtzeit-Kommunikation ermöglichen. In der Vergangenheit haben namhafte Hersteller (Cisco, Google, Unify, etc.) bereits bewiesen, dass man auf Basis von WebRTC im Bereich der Telekommunikation neue Anwendungen und bessere Integrationen realisieren kann. WebRTC trug in den vergangenen Jahren auch dazu bei, dass die Browser Chrome und Firefox zusätzlich an Popularität gewannen. Da Edge und Safari die WebRTC-Mechanismen nicht unterstützten, mussten die Anwender zwangsläufig auf andere Browser-Varianten umsteigen. In der vergangenen Woche hat Microsoft endlich angekündigt, dass das Unternehmen zukünftig WebRTC 1.0 zur Verfügung stellen wird.

Die neue Variante des Microsoft-Browsers unterstützt neben dem WebRTC 1.0 API auch die H.264/AVC- und VP8-Videocodecs. Damit wird per Edge-Browser die Echtzeitkommunikation eine interoperable Videokommunikation mit unterschiedlichsten Plattformen möglich. Die neuen WebRTC-Funktionen stehen ab sofort in der Windows-Insider-Preview-Variante zur Verfügung und soll im nächsten Update von Windows 10 integriert werden.

Microsoft hat das ORTC-API dafür in den Edge-Browser integriert. Das Open-Source-Projekt ORTC-Lib wurde als Basis für die mobile Nutzung von Anwendungen konzipiert. In WebRTC-1.0-API sind bereits viele ORTC-Objekte integriert. Schon in „EdgeHTML 13“ (Windows 10, Version 1511) war die ORTC-Unterstützung für eine Weile verfügbar. Mit der WebRTC-1.0-API-Implementierung kommt Microsoft dem Ziel eine Interoperabilität mit bestehenden WebRTC-Implementierungen zu schaffen, einen großen Schritt näher.

Die Edge-WebRTC-1.0-API-Implementierung unterstützt Peer-to-Peer-Audio und -Videos auf Basis eines Subsets des W3C-WebRTC-PC-APIs. In der WebRTC-1.0-Version fokussiert sich Microsoft darauf eine Interoperabilität zu Anwendungen früherer Versionen des WebRTC.org-Quellcodes zu schaffen.

Mit anderen Worten besteht die Absicht von Microsoft darin, den Edge-Benutzern einen Pfad in die aktuelle WebRTC-Welt zu bereiten. Microsoft verpflichtet sich daher dazu, die ORTC-Funktionen zu einem Teil des Microsoft-Standards zu machen.

Der Edge-RTC-Stack unterstützt sowohl die H.264/AVC- als auch die VP8-Videocodecs und liefert interoperable Videokommunikationen zwischen Edge- und anderen WebRTC-Browsern und RTC-Diensten. Darüber hinaus hat Microsoft die Congestion-Control- und Robustness-Mechanismen speziell für H.264/AVC- und VP8-Videocodecs implementiert.

Während die Edge-H.264/AVC-Implementierung mit einer Hardware-Unterstützung arbeiten, erfolgt die Codierung/Decodierung beim VP8-Codec nur softwareseitig und hat daher einen höheren Energieverbrauch und eine höhere CPU-Belastung zur Folge. Dies gilt es bei älteren und leistungsschwächeren PCs zu beachten.

Mit dieser Ankündigung demonstriert Microsoft sein kontinuierliches Engagement für eine offene Kommunikation im Echtzeit-Web. Jedoch adressiert Microsoft mit der WebRTC-Implementation nur das Marktsegment, welches bereits auf Windows 10 oder Edge aktualisiert hat. Alle Benutzer früherer Windows-Versionen bzw. die Nutzer des Internet-Explorers müssen weiterhin zusehen oder auf ein Plug-in eines anderen Herstellers ausweichen.

Jetzt bleibt nur noch zu hoffen , dass auch Apple die Zeichen der Zeit erkennt und dem Safari-Browser ebenfalls WebRTC spendiert.