SD-WAN-Dienste als Alternative zu MPLS

world-1264062_1920Im Prinzip profitieren Unternehmen jeder Größe von einem Software-Defined-WAN (SD-WAN): kleine Firmen, Mittelständler und Großunternehmen. Die Voraussetzung ist, dass mehrere Standorte vorhanden sind, die über ein Weitverkehrsnetz miteinander verbunden werden. Doch es gibt Unterschiede. Die IT-Abteilung kleinerer Unternehmen mit 10, 20 oder 50 Außenstellen ist meist in der Lage, eigenständig ein SD-WAN zu implementieren.

Anders, so Zeus Kerravala, Gründer und Principal Analyst des Beratungshausen ZK Research, sieht es bei großen multinationalen Unternehmen mit vielen Standorten in mehreren Ländern aus. In diesem Fall sind meist viele Anbieter von Breitband-Diensten mit im Boot. Das macht es schwierig, ein softwaregestütztes Weitverkehrsnetz einzurichten.

SD-WANs sind eine preisgünstige Alternative zu MPLS

Unter dem Aspekt Kosten ist ein SD-WAN dagegen gewissermaßen ein Selbstläufer. Angenommen, ein Handels-Unternehmen hat 500 Niederlassungen. Die Kosten einer MPLS-Leitung (Multi-Protocol-Label-Switching) betragen 300 Dollar monatlich pro MBit/s. Bei einer Internet-Breitbandverbindung liegen sie dagegen nur bei 1 bis 2 Dollar pro Monat. Rechnet man das hoch, spart der Handelskonzern mit einem SD-WAN mindestens 150.000 Dollar pro Jahr.

Allerdings müssen speziell große Unternehmen mit vielen Niederlassungen in aller Welt eines bedenken: Breitband-Netzwerkzugänge sind zwar kostengünstiger als MPLS-Verbindungen. Doch Betreiber von MPLS-Netzwerken verfügen landesweit und meist in mehreren Staaten über Zugangspunkte. Internet-Service-Provider sind dagegen oft regional orientiert. Hinzu kommt, dass Unternehmen häufig zwei oder drei Internet-Breitband-Links mehrerer Provider nutzen, etwa aus Gründen der Redundanz. Dank der Multi-Path-Eigenschaften eines SD-WANs lassen sich diese Links problemlos zu einer „Daten-Autobahn“ kombinieren.

Hoher Management-Aufwand

Für ein kleineres Unternehmen mit wenigen Außenstellen mag es noch akzeptabel sein, die Services mehrerer DSL- und Kabelnetz-Provider zu verwalten – nicht aber für einen Konzern mit Hunderten von Standorten. Die Kostenvorteile eines SD-WAN würden in diesem Fall schnell durch den erhöhten Management-Aufwand zunichtegemacht.

Und Service-Provider gibt es mehr als genug. Alleine in den USA sind beispielsweise rund 890 Anbieter von DSL-Diensten und 470 Kabel-TV-Unternehmen aktiv. Hinzu kommen 66 Unternehmen, die mobile Breitband-Dienste anbieten. In Deutschland waren nach Angaben des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) im Jahr 2015 im Bereich Breitband-Festnetzservices acht größere Provider aktiv. Hinzu kamen noch sechs Mobilfunk-Unternehmen. Rechnet man noch kleinere Provider sowie Spezialanbieter von MPLS-Diensten und Satelliten-Services hinzu, ergibt das eine erkleckliche Zahl.

Abhilfe durch Managed-SD-WANs

Ein Unternehmen mit vielen Standorten ist schlichtweg damit überfordert, die passenden Anbieter auszuwählen und deren Services in ein SD-WAN einzubinden. Doch es gibt eine Alternative: die Dienstleistungen von Managed-SD-WAN-Providern. Sie übernehmen die Aufgabe, ihren Kunden ein maßgeschneidertes Software-Defined-WAN bereitzustellen.

Interessanter Weise finden sich unter den Anbietern von gemanagten SD-WAN-Services mittlerweile auch große Service-Provider wie AT&T und Verizon. Auch die Deutsche Telekom testet Software-Defined-WANs. Das ist deshalb interessant, weil diese Provider bislang vor allem auf MPLS-Services setzten. Nun haben auch sie die Chancen erkannt, die SD-WANs bieten.

Auch Service-Provider profitieren von SD-WANs

Zu diesen Chancen zählt, dass Provider hochwertige Dienste anbieten können, etwa Beratungsleistungen. Das kann eine Evaluierung der Applikationen sein, die ein Unternehmen in seinen Niederlassungen einsetzt. Darauf aufbauend, erhält der Kunde dann Hinweise, welche Netzwerk-Dienste sich für die Anbindung einer Außenstelle am besten eignen. Der Service-Provider stellt anschließend die entsprechenden SD-WAN-Komponenten bereit.

Der Nutzer eines SD-WAN wiederum hat es in diesem Fall nur mit einem Service-Provider zu tun, nicht 10, 20 oder noch mehr Anbietern von Breitband-Diensten. Kurzum: Beide Seiten profitieren – das Unternehmen, das ein globales SD-WAN einrichten möchte, und der Managed-Services-Provider, der diese Aufgabe für den Kunden übernimmt.