Smart-Meter verändern Marktstruktur

smart-meterViele Energieversorger und Stadtwerke sehen im neuen wettbewerblichen Messstellenbetrieb (wMSB) eine Chance zur Erschließung neuer Geschäftsfelder. Laut einer aktuellen Umfrage, die die Management­beratung Detecon zur beginnenden Handelsblatt-Jahrestagung Energiewirtschaft 2017 in Berlin durchgeführt hat, hat die Hälfte der befragten Marktteilnehmer schon eine Konzeptionsphase für entsprechende Dienste gestartet. Rund ein Drittel beabsichtigt auch tatsächlich, in den wMSB-Markt einzusteigen. Jedoch hat keines der elf befragten Energieunternehmen bisher ein Pilotprojekt gestartet.

Mit dem am 2.9.2016 in Kraft getretenen Gesetz zur digitalen Energiewende, können wettbewerbliche Messstellenbetreiber (wMSB) intelligente Messsysteme an den Verbrauchsstellen betreiben und Messdienstleistungen für Geschäftskunden wie Filialisten oder die Wohnungswirtschaft und auch Privatkunden anbieten. Energieversorger können damit außerhalb ihres Netzgebiets in Zukunft nicht nur Strom verkaufen, sondern mit entsprechenden Geräten integrierte Dienstleistungen deutschlandweit anbieten.

Die Detecon-Umfrage erhob, aus welchen Bereichen neue Anbieter im zukünftigen wMSB-Markt zu erwarten sind: Hier rechnen jeweils über 80 Prozent der Befragten vor allem mit Tochtergesellschaften von Energiekonzernen bzw. -verbünden, Wohnungswirtschaftsdienstleistern, aber auch Startups. Mit etwas Abstand folgen größere, eigenständige Energieversorger und Stadtwerke, gut die Hälfte erwartet auch IT- und Telco-Anbieter. Dagegen rechnen nur knapp 20 Prozent auch mit kleinen Energieversorgern und Stadtwerken. Es wird erwartet, dass große Anbieter eher auf den Privatkundenmarkt drängen, während sich kleine und mittelgroße Unternehmen auf den Industrie- und Großkundenmarkt konzentrieren werden.

„Aktuell ist der Markt bezüglich Nachfrage und Wettbewerb noch in der Findungsphase. Die EVUs und Stadtwerke kommen nicht umhin, Fragen zu Geschäftsmodellen, Produktideen, wirtschaftlicher Tragfähigkeit und Umsetzung für sich selbst individuell zu beantworten“, betont Sven Weber, Senior Consultant und Energieexperte bei Detecon.

Unsicherheit herrscht bei den potenziellen wMSB-Anbietern jedoch noch über die wirtschaftlichen Risiken: Eine Mehrheit von 81 Prozent fürchtet vor allem ein negatives Verhältnis von Kosten und Zahlungsbereitschaft. Unklare regulatorische Regeln sowie interne Herausforderungen betrachtet zumindest die Hälfte der Befragten mit Sorgen. Überraschend: Keines der befragten Unternehmen sieht einen intensiven Wettbewerb als Herausforderung an.

Die Teilnehmer sind sich einig, dass die IT ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Ausprägung des wMSB ist. Die überwiegende Anzahl der Befragten sieht die eigene IT-Abteilung gut gerüstet. Dennoch gehen insbesondere kleinere und mittlere Anbieter davon aus, dass sie Teile der wMSB-Wertschöpfung wie etwa die Gerätebeschaffung oder deren Montage an externe Dienstleister auslagern werden.

Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage zum wettbewerblichen Messstellen­betrieb stehen unter www.detecon.com/wMSB zum Download bereit.