Wir müssen das Monitoring neu erfinden

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Wir überwachen alle möglichen Dinge, um sicherzustellen, dass sie die ganze Zeit gut funktionieren. Leider funktioniert in der Realität nichts so, wie wir es uns vorgestellt haben. Vielleicht müssen wir unsere Überwachungsmechanismen neu erfinden?

Warum überwachen wir eine Vielzahl unterschiedlicher Dinge (User Experience, Transaktionen, Anwendungen, virtuelle Server, physische Server, Datenspeicher, etc.)? Weil wir sicherstellen wollen, dass diese Geräte bzw. Anwendung immer optimal arbeiten. Funktioniert alles in Ihrem Unternehmen bzw. Ihrer IT-Abteilung wie geplant? Nein, natürlich nicht. Was wäre, wenn wir das Monitoring neu erfinden und alle für Sie wichtigen Parameter überprüfen könnten?

Analysieren wir die folgende Analogie: Ein Flugzeug kann von seinem Startplatz automatisch zu seinem Ziel fliegen und ohne menschliches Eingreifen sicher landen. Würden wir die kommerzielle Luftfahrt so umsetzen, wie wir die Enterprise-IT betreiben, würden von den Flugzeugen an manchen Tagen nur 30 Prozent an ihr Ziel gelangen.

Das Imperativ der aktuellen Geschäftswelt: Gewinne den Online-Wettbewerb oder verschwinde vom Marktplatz

Der Einzelhandel und die Finanzdienstleister erschlossen als erste Unternehmen, die Online-Geschäftsmodelle. Inzwischen stehen auch die traditionellen Unternehmen vor der Aufgabe, im Online-Bereich zu konkurrieren. Inzwischen werden die Marktanteile nur noch zwischen Online-Anbietern verteilt und alle anderen Unternehmen bleiben auf der Strecke. Die Kaufhausketten kämpfen inzwischen mit Amazon und die lokalen Banken konkurrieren mit reinen Online-Banken. Diese Entwicklung ist jedoch nicht nur auf Unternehmen beschränkt, die Produkte und Dienstleistungen direkt über das Internet verkaufen. Inzwischen sucht jedes Unternehmen seine Kunden, Partnern, Lieferanten, Interessenten und Mitarbeitern über die diversen Online-Plattformen. Durch den Druck, die Geschäftsprozesse in die Online-Welt zu verlagern, erfordert von den Unternehmen, dass diese (zumindest teilweise) zu einem Software-Unternehmen werden. Die Unternehmen verlassen sich dabei auf die Business-Funktionalitäten, die in den Software-Modulen implementiert sind, um ihre Geschäfte auszubauen. Es geht dabei nicht nur, um die schnelle Umsetzung der jeweiligen Dienste in Software; es geht darum, die Dienste schnell weiterzuentwickeln, damit man der Konkurrenz immer einen Schritt voraus bleibt.

Niemand kann sich mehr einen langsameren Dienst als der jeweilige Wettbewerber leisten. Eine Studie (http://blog.gigaspaces.com/amazon-found-every-100ms-of-latency-cost-them-1-in-sales/) über die Kosten von Verzögerungen besagt, dass eine zusätzliche Verzögerung von 100 ms bei Amazon zu einem Verlust von einem Prozent seines Online-Umsatzes im Jahr führen.

Die technische Herausforderung

Online in Konkurrenz stehen mittels einer gut funktionierenden Software wird für die Unternehmen immer wichtiger. Es gilt dabei ein paar schwierige Probleme zu lösen:

  • Neue Software-Varianten werden immer schneller in den Umlauf gebracht und immer häufiger werden diese aktualisiert.
  • Die Software-Stacks wird immer vielfältiger. Neue Sprachen wie beispielsweise Node JS (eine serverseitige Plattform in der Softwareentwicklung zum Betrieb von Netzwerkanwendungen) und neue Laufzeitumgebungen wie beispielsweise Pivotal-Cloud-Foundry (eine Open-Source, Multi-Cloud-Application zum Einsatz als Plattform as a Service (PaaS)) gehören inzwischen bereits zum Alltag.
  • Die Anwendung wird immer unabhängiger von der darunter liegenden Hardware. Java-Virtual-Machine, Docker, die Virtualisierung von Computern, die Virtualisierung von Netzwerken und die Speichervirtualisierung erschweren den IT-Administratoren einen exakten Einblick in die jeweiligen Vorgänge.
  • Die Infrastruktur ist virtualisiert, dynamisch und oft automatisiert.

Dies bedeutet für die Praxis: Zukünftig werden schnell ändernde Anwendungen ausschließlich auf abstrakten, dynamischen und automatisierten Infrastrukturen betrieben.

Die End-to-End-Überwachung ist ein Problem, das kein einzelner Anbieter in vollem Umfang realisieren kann. Bereits vor 20 Jahren versuchten IBM, BMC, HP und CA dieses Problem mit dem Business-Service-Management zu lösen. Bis heute keine Rund-um-Zufriedenstellende-Lösung. Tatsache ist, dass das gegenwärtige Tempo der Innovation und des Wandels extrem hoch ist und daher neue Lösungsansätze erforderlich sind. Aus diesem Grund müssen zukünftig mehrere Monitoring-Werkzeuge von mehreren Anbietern zusammenarbeiten. Eine solche Mehrfachstrategie nutzt die jeweiligen Marktführer und achtet darauf, dass Überlappungen so weit wie möglich vermieden werden. Bei der Auswahl der jeweiligen Werkzeuge sollte darauf geachtet werden, dass die Werkzeuge folgende Aspekte abdecken:

  • Benutzerfreundlichkeit,
  • Anwendungs- und Transaktionsleistung,
  • Container (sowohl JVM als auch Docker als Container),
  • Betriebssysteme,
  • Computer Virtualisierung,
  • Netzwerkvirtualisierung,
  • Speichervirtualisierung,
  • Computer Hardware,
  • Netzwerkhardware,
  • Speichermedien.

Will man eine solche Monitoring-Strategie umsetzen, dann erhält man sehr schnell ein Monitoring-Monster. Jede Teillösung versucht die unterschiedlichen Datenströme, zu visualisieren und herauszufinden, was das betreffende Problem verursacht hat.

Die Lösung des Monitoring-Monsterproblems besteht darin, alle Datenströme der wichtigen Werkzeuge in ein gemeinsames Hochleistungs-Backend zu kanalisieren. Dies mündet in einem datenorientierten IT-Betrieb. Die IT-Abteilung nutzt die gewonnenen Monitoring-Daten für den Betrieb ihrer Infrastrukturen, ganz so, wie das Unternehmen die Daten für geschäftliche Entscheidungen nutzt.