Auf meiner Wunschliste stehen viele Optimierungen für WebRTC

Web-Real-Time-Communications, kurz WebRTC, wird inzwischen auf viele verschiedene Arten genutzt und adressiert viele verschiedene Zielgruppen. Dies sollte uns jedoch nicht daran hindern, uns zu Weihnachten und für das kommende Jahr noch mehr Technik zu wünschen.

Als Nutzer von WebRTC sind wir inzwischen in guter Gesellschaft. Die großen Unternehmen und die Technologie-Riesen wie Facebook, Slack, Snapchat oder Whatsapp haben WebRTC bereits in ihre Anwendungen integriert. Auch wirtschaftlich setzt sich WebRTC langsam durch. Im vergangenen Jahr (2016) wurden mehr als 2,7 Milliarden Dollar in WebRTC investiert.

In der Praxis bedeutet dies, dass WebRTC inzwischen zu einer vielseitigen Technologie geworden ist, welche sich rasant im Markt verbreitet. WebRTC adressiert auf vielfältige Weise eine Vielzahl unterschiedlicher Zielgruppen.

Meine persönliche Wunschliste wäre:

Managebare STUN/TURN-Server für den Enterprise-Einsatz: In einer herkömmlichen SIP-Umgebung erhält man mit Session-Border-Controllern (SBCs) die Kontrolle über die SIP-Signalisierung. In der WebRTC-Welt existiert keine standardisierte Signalisierung. Um eine SBC-ähnliche Lösung zu kreieren benötigen die Unternehmen so genannte STUN/TURN-Server. STUN – die Abkürzung von Session-Traversal-Utilities for NAT (Network-Address-Translation) – sorgt dafür, dass eine öffentliche IP-Adresse auf einen Endpunkt innerhalb eines Unternehmens (nach einem NAT Gateway) gemapped wird. Das TURN – Traversal-Using-Relays around NAT arbeitet wie ein Medienrelais, wenn keine direkte Peer-to-Peer-Verbindung zwischen den an der Kommunikationsbeziehung beteiligten Komponenten aufgebaut werden kann.

Einige Enterprise-Lösungen verfügen bereits über einen integrierten STUN/TURN-Server. Die meisten Lösungen sind jedoch mit zu vielen integrierten Funktionen ausgestattet und erfordern vom Administrator die Anpassung der Funktion genau auf die jeweilige Anwendung. Ein einfacher STUN/TURN-Server mit gerade so viel Management-Features wie notwendig, existiert bisher noch nicht.

Unterstützung von RETURN: Da die meisten Unternehmen weiterhin symmetrische Firewalls nutzen werden, müssen Cloud-Provider immer noch STUN/TURN-Server in der Cloud bereitstellen. Damit der oben beschriebene Prozess funktioniert, muss der WebRTC-Stack RETURN unterstützen. Nur dadurch wird der Ausfall eines Anrufs vermieden. Ein rekursives gekapseltes TURN oder RETURN würde dem Browser ermöglichen zwei TURN-Server in einer Message zu vereinigen.

Effizientere Peer-Verbindungen: In reinen Peer-to-Peer-Netzwerken ist es notwendig, dass die Interactive-Connectivity-Establishment- (ICE-)Mechanismen effizienter arbeiten. ICE wird genutzt, wenn mehrere STUN/TURN-Server zwischen zwei Kommunikationspartnern zur Verfügung stehen. In einem solchen Szenario benötigt WebRTC eine relativ lange Zeit und verbraucht hohe Ressourcen an CPU und Speicher, um die optimalste Verbindung zwischen den beiden Endgeräten zu ermitteln.

Eine wesentlich effizientere Lösung wäre es, wenn man so schnell wie möglich eine Verbindung über einen TURN-Server ermittelt und sofort mit der Datenübertragung beginnt. Im Hintergrund könnten weitere Verbindungen ausgetestet und später die Verbindung des TURN-Servers automatisch auf einen STUN-Server umgeleitet werden. Die durch den aktuellen ICE-Mechanismus hervorgerufenen Verzögerungen und Systemlasten sollten im kommenden Jahr drastisch gesenkt werden.

Automatische Mikrofon- und Audiopegelbegrenzer: Durch integrierte Warnmeldungen würden die Nutzer erkennen, dass sie sich zu nah an ihrem Mikrofon befinden oder die Mikrofonsignale zu stark verstärkt werden. Würden automatisch entsprechende Statistiken gesammelt und ausgewertet, könnte das Endgerät den Nutzer über die falsche Einstellung informieren bzw. eine automatische Anpassung der Pegel (Mikrofon und Lautsprecher) in der jeweiligen Umgebung vornehmen.

Solche Automatismen würden beim gleichzeitigen Sprechen mehrere Benutzer helfen. die jeweiligen Signale sauberer auseinander halten zu können

Anti-Hall-Algorithmus: Hall ist ein häufiges Problem für einen typischen Heim- oder Bürobenutzer und kann zu einer gewaltigen Verschlechterung der Sprachverständlichkeit führen. Obwohl dieses Problem durch die richtige Auswahl einer geeigneten Mikrofon-Hardware lösbar wäre, wird dieser Lösungsansatz selten verfolgt. Der bessere Lösungsansatz besteht darin, in den Mikrofon-Pfad einen Anti-Hall-Algorithmus einzufügen. Dieser könnte automatisch die akustische Umgebung charakterisieren und ähnlich funktioniert wie ein akustischen Echokompensator.

Und was steht auf Ihrer persönlichen WebRTC-Wunschliste?