Wie genau ist IoT?

Können wir davon ausgehen, dass die IoT-Endpunkte immer die richtigen Werte anzeigen?

In der einschlägigen Fachpresse liest man viel über die diversen Komponenten des Internet of Things (IoT). Leider wird in den Fachartikeln wenig über die Genauigkeit der IoT-Endpunkte berichtet. Kann man geschäftliche Entscheidungen auf Basis der Genauigkeit der gesammelten Daten überhaupt treffen? Die Analysen werden gut aussehen, auch wenn die Rohdaten fehlerhaft sind. Da man die IoT-Endpunkte nicht mit den fehlerhaften Daten konfrontieren kann, bleibt die Frage: Wer haftet für einen solchen Fehler? Ist es der Hersteller des IoT-Endpunkts, ist es der Installateur des Datenendpunkts, das Datenanalysesystem oder das IT-Personal?

Diese Fragen schwirrten durch meinen Kopf, als ich ein so genanntes Internet-of-Things-Summit besuchte. Die letzte Sitzung der Veranstaltung adressierte das Thema „Privatsphäre“. Im anschließenden Q&A-Teil stellte ich meine Fragen zur IoT-Messgenauigkeit. Ich bekam daraufhin eine Antwort, die mich sehr erstaunte: Die Genauigkeit von IoT-Geräten (inklusive Wearables) ist derzeit nicht Gegenstand der Forschung, obwohl man weiß, dass die Genauigkeit extrem wichtig ist.

Meine Frage nach der Genauigkeit von IoT-Geräten schoss mir wieder durch den Kopf, als ich ein Video zum Rossen-Report sah. Der Titel dieses Films lautete „Fitness Tracker“: Zählen diese Geräte unsere Schritte und Kalorien präzise?“ („Fitness trackers: Do they count steps, calories accurately?„). Im Film wurden zwei IoT-Telefonanwendungen und drei tragbare Handgelenk-Geräte miteinander verglichen und entsprechende Tests im Labor durchgeführt. Die beim Schrittzählen und bei den dabei verbrauchten Kalorien ermittelten Daten wichen erheblich von einander ab. Was wäre, wenn mein Arzt diese Informationen nutzen würde und darauf seine ärztliche Behandlung aufbauen würde. Oder die Prämien meiner Lebensversicherung oder Krankenversicherung errechnet sich aus den ermittelten IoT-Daten. Die Genauigkeit der Informationen muss also dringend hinterfragt werden.

In dem oben genannten Video beschrieb einer der Hersteller sein Produktkonzept wie folgt: Der Tracker wurde entworfen, um die Menschen zu einer gesunden Lebensweise zu motivieren. Einer der Hersteller fügte hinzu, dass es auf die richtige Position auf dem Handgelenk ankommt, damit das Gerät richtig zählen kann.

Datenerhebung während eines Vorstellungsgesprächs

Setzt man ein solches IoT-Gerät beispielsweise in Verbindung mit einem Stuhl ein, könnten die Daten meinen Zustand beispielsweise während eines Jobinterviews wiedergeben. Natürlich weiß der Bewerber nicht, dass dessen Körperdaten abgegriffen werden. Sollte der Bewerber von einer vorausgegangenen Situation gestresst oder wegen des Interviews nervös sein, könnten die gemessenen Gesundheitsdaten eventuell nicht die Realität widerspiegeln. Einige Unternehmen würden diese Daten sicher als eine Art Lügendetektor nutzen. Eines ist jedoch sicher, die von den IoT-Geräten gelieferten Daten sind sicher nicht akkurat und es verbietet sich, aufgrund der Ungenauigkeit des Zahlenmaterials, weitergehende Schlüsse daraus zu ziehen. Die Nutzung dieser Daten wäre sicher ein Verstoß gegen geltende Datenschutzgesetze und eine Diskriminierung der jeweiligen Person. Aus gutem Grund ist bisher die Nutzung solcher Daten verboten.

Datenerhebung im Auto?

Wie verhalten sich die Sensoren in meinem Fahrzeug, die mein Fahrverhalten überprüfen bzw. messen? Wissen diese Sensoren, dass, wenn der Reifenluftdruck sich erhöht oder verringert, die optimale Geschwindigkeit des betreffenden Fahrzeugs nicht mehr erreicht werden kann? Könnten man diese Daten abgreifen, um auf die Fitness als Fahrer zu schließen?

Was ist, wenn mein Herd in meinem Haus von einem entfernten Standort aus überwacht wird? Nehmen wir an, dass aus irgendeinem Grund mein Heizungssystem nicht ordnungsgemäß funktioniert und ich den Backofen zum Heizen meiner Küche nutze. Die Verwendung meines Herds bzw. des Backofens auf diese Weise entspricht nicht den normalen Aktivitäten und die darin integrierten Sensoren verfügen möglicherweise nicht über die Intelligenz diesen Sonderfall zu erkennen. Was passiert, wenn ich mehrere Tage in Folge meine Küche auf diese Art und Weise heize? Wird die Überwachungsorganisation dies als abnormales Verhalten interpretieren oder werden aus den Daten fehlerhafte Schlussfolgerungen gezogen?

Schutz der Privatsphäre

Meine größte Sorge im IoT-Bereich gilt jedoch dem Datenschutz. Sobald die Daten gemessen sind, von den Kollektor gesammelt, verteilt, aufbereitet und analysiert wurden, ist davon auszugehen, dass es sich dabei um korrekte Daten handelt. Aber was geschieht, wenn dies nicht zutrifft? Wer kümmert sich um die falschen Daten bzw. wer behebt die Fehlerursache? Es erinnert mich an die von der Schufa gesammelten falschen Zahlungsdaten. Da diese Daten nicht offen gelegt werden, erhält ein Kunde (aufgrund der falschen Informationen) unter Umständen keinen Kredit. Ein solcher Kunde muss Zeit und Geld aufwenden, um die Falschinformationen zu korrigieren.

Fazit

Ich möchte, dass die Leute verstehen, dass man nicht davon ausgehen kann, dass die IoT-Endpunkte immer die richtigen Informationen liefern oder diese von den darauf zugreifenden Anwendungen richtig interpretiert werden. Die Daten können durch Temperatur, Feuchtigkeit, Ort, Alter und andere Faktoren verändert werden. Ich denke, es ist eine Diskussion um die Genauigkeit von IoT-Daten notwendig. Das Ziel dieser Diskussion sollte es sein, dass von der Politik die notwendigen Regelungen geschaffen werden, um den gesammelten Datengräbern vertrauen zu können.