Gedanken zur permanenten Verfügbarkeit

Mobile SIP-Kommunikation ermöglicht es mir permanent erreichbar zu sein – ganz egal wo ich bin. Dadurch verschwimmt jedoch die Grenze zwischen Arbeit und persönlichem Leben nahezu vollständig.

Die Technologie kann unser bester Freund sein und gleichzeitig kann die Technologie auch unser stärkster Gegner sein. Die modernen Technologien besetzen unsere Gedanken und Tagträume. Wir sind permanent beschäftigt und unterbrechen jeden Freiraum mit einem belanglosem Mobiltelefonat oder einem schnellen Blick auf unseren Facebook-Account.

Durch meinen Job befinde ich mich seit Jahren permanent „auf Reisen“. So 30 bis 40 Tausend Kilometer kommen auf den Autobahnen schon zusammen, wenn ich jedes Jahr kreuz und quer durch das Land reise. Hinzu kommen noch einige Fernreisen ins Ausland. Natürlich schreibe ich auch diesen Artikel wieder in einem Hotel, während einer Dienstreise.

Während all dieser Arbeitstage in fremden Hotels, Flughäfen, in Konferenzräumen oder auf Autobahn zwischen unbekannten Städten reißen meine Kommunikationsstränge inzwischen nicht mehr ab. Warum nicht? Weil ich eigentlich nie wirklich von der Arbeit weg bin. Vielleicht habe ich nicht an meinem Schreibtisch in Wolfsburg oder in meinem Büro in Wien gesessen und ganz einfach nur vor mich hin gearbeitet. Wen interessiert es, wo und wann ich arbeite? Ich mache was ich immer schon gemacht habe, wie an jedem anderen Tag der vergangenen Jahre.

Wie funktioniert mein mobiles (bzw. virtuelles) Büro? Die SIP-Mechanismen bilden die Grundlage oder besser gesagt: SIP und meine Sammlung mobiler Geräte. Neben meinen Instagram- und Facebook-Apps nutze ich den Avaya-Communicator für die Sprachanrufe und Microsoft-Skype for Business für die Presence und Instant-Message auf meinem iPhone und iPad. Ruft mich jemand auf meiner Büronummer an, dann klingeln gleichzeitig mehrere Geräte. Im vorhinein habe ich keine Ahnung, welches meiner Geräte ich für die Beantwortung des Anrufs nutze. Das gleiche gilt für meine Skype-for-Business-Clients. Wenn jemand mir eine Sofortnachricht schickt, wird anschließend niemand feststellen können, ob ich diese Message von meinem PC oder einem meiner mobilen Geräte beantworte. Inzwischen spielt es auch keine Rolle mehr, wenn ich mich in Süddeutschland, England oder in Kalifornien befinde. Menschen, die Kontakt zu mir suchen, können mich immer auf die gleiche Weise erreichen. Ich bin Unterwegs genauso verfügbar, wie im stationären Büro.

Der Nachteil, immer erreichbar zu sein, besteht darin, dass ich bin immer erreichbar bin. Ich bin als Selbständiger gewohnt, meine Kunden dann zu bedienen, wenn diese es von mir verlangen. Daher ist es für mich auch selbstverständlich, dass ich auf Dienstreisen ständig arbeite. Ich beantworte meine E-Mails oder Anrufe am frühen Morgen ebenso wie spät in der Nacht. Dabei spielen auch unterschiedliche Zeitzonen nur eine geringe Rolle. Wenn ich auf eine Sofortnachricht antworten kann, dann werde ich es tun. Um ehrlich zu sein, sind mir langweilige Hotelzimmern verhasst und ich kommuniziere viel liebermit  einem Kollegen über ein Problem oder spreche mit einem Kunden über eine Idee als mir eine Wiederholung des immer gleichen Fernsehprogramms anzutun.

Ich beantworte auch Anrufe, Chats und E-Mails von zu Hause und nach der regulären Arbeitszeit (als ob so etwas für einen Selbständigen gäbe) und fühle mich immer weniger schuldig, mich gegen die Meinungsmache vieler gewerkschaftlich-orientierter Menschen zu wehren. Bei einigen Großunternehmen werden die E-Mails den Mitarbeitern nach einer gewissen Uhrzeit nicht mehr zugestellt. Es würde mich nicht überraschen, wenn die eingehenden Telefonanrufe für diese Mitarbeiter auch nicht durchgestellt würden. Ich bin nicht sicher, ob ich diese Bevormundung vertragen könnte und ob meine persönliche Freiheit dadurch nicht zu sehr eingeschränkt wäre? Ich bin ein kommunikativer Mensch und dadurch noch lange nicht Kommunikationssüchtig.

Fazit

Jede neue Technologie bietet ihre guten und schlechten Seiten. Social-Media-Tools wie beispielsweise Facebook und Twitter tragen dazu bei die Trennung zwischen Milliarden von Menschen zu reduzieren. Man kann am Leben vieler Menschen teilnehmen und mit diesen Gedanken austauschen. Die mobile SIP-Kommunikation ermöglicht es mir, erreichbar zu sein, egal wo ich bin und die Grenze zwischen Arbeit und persönlichem Leben verschwimmt nahezu vollständig. Ich nutze (und befürworte) die neue Werkzeuge und Technologien. Die Balance – das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit – sollte der gesunde Menschenverstand der Nutzer regeln.