Es ist an der Zeit den Serial-Port in den Ruhestand zu schicken

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Jetzt schreiben wir  das Jahr 2018 und trotzdem verlangen noch viele Hersteller von ihren Kunden, dass diese mit einer Technologie aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts arbeiten. Die moderne Kommunikationstechnik scheint irgendwie nicht in diese Produkte eingezogen zu sein.

Vor kurzem versuchte ich wieder einmal eine neue Netzwerkkomponente in Betrieb zu nehmen. Nach einigem Suchen stellte ich fest, dass sich der erste Setup des Geräts nur über das CLI über einen seriellen Port zu realisieren war. Ja, ich erinnere mich immer noch mit Grausen daran…. „Echte Männer konfigurieren ihre Router und Switches nur über obskure Befehlssätze und über RS-232 Schnittstellen“.

Eine serielle Schnittstelle diente in der Vergangenheit dem Datenaustausch zwischen Computern und Peripheriegeräten. Bei der seriellen Datenübertragung werden die Bits nacheinander (seriell) über eine Leitung übertragen. Wenn ohne nähere Kennzeichnung von einer „seriellen Schnittstelle“ gesprochen wird, ist damit fast immer die CCITT V.24 bzw. die EIA RS-232-Schnittstelle gemeint. RS-232 entstand ursprünglich als Schnittstelle für Datenübertragung zu Modems, die zu übertragende Nachrichten auf Telefonleitungen umsetzten. Größte Popularität erlangte diese Schnittstelle Mitte der 80er Jahre zur Vernetzung von Terminals (beispielsweise VT 100) mit Rechnern. Da in den 1980er Jahren einzig Telefonleitungen zur Fernübertragung von Daten zur Verfügung standen, deren Übertragungsrate auf wenige Kilobit pro Sekunde begrenzt war, wurde die RS-232 Schnittstelle auf die vorhandenen physikalischen Bedingungen entsprechend zugeschnitten. Während die ursprüngliche Schnittstellendefinition 25-polige Stecker bzw. Buchsen vorsah, wurde in den 1990er Jahren die Schnittstelle 9-polig realisiert.

Ich will hier keinen einzelnen Anbieter an den Pranger stellen, denn in der Praxis gibt es noch viele neue Produkte, die mit einer veralteten seriellen Schnittstelle ausgerüstet sind.

Was sagt mir meine Erinnerung? Start- und Stoppbits, Baudrate, Parität, VT-100. Diese Parameter müssen richtig gesetzt werden, damit ich an meine Netzwerkkomponente heran komme. Ich habe über Stunden richtig Spaß mit dieser Albernheit und kann noch einmal in der Vergangenheit schwelgen.

Nach Stunden des Probierens erkannte ich endlich, dass mein USB-zu-Seriell-Adapter nicht in der Lage war, die geforderte Geschwindigkeit von 115,2 KBit/s zu liefern. Aus diesem Grund musste ich mir bei meinem Fachhändler ein entsprechendes Teil besorgen. Natürlich werde ich auch diesen Adapter in Zukunft wahrscheinlich nie mehr benutzen müssen und dieser verstopft – wie so viele andere unnötige Adapter – meine Schreibtischschubladen. Das Wegwerfen (oder korrekt richtig: das Entsorgen) dieser unnötigen Adapter verbietet der Aberglaube. Genau dann, wenn man den betreffenden Adapter weggeworfen hat, benötigt man diesen dringend. Auch die Nutzung eines RJ-45 Steckers als serielle Schnittstelle verwirrt mich immer wieder durch ihre eigenartigen Beschaltungen.

Für den Ersatz der seriellen Ports habe ich eine Idee! Wie wäre es, wenn die Hersteller von Netzwerk- und Rechnerkomponenten den Zugang über eine simple IP-Adresse bereitstellen würden, über welche man die Box konfigurieren könnte? Man verbindet dazu seinen eigenen Rechner über eine Netzwerkverbindung (Wow! Was für ein revolutionäres Konzept!), startet seinen Browser und erhält das notwendige GUI zur Konfiguration. Die Grundkonfiguration würde sich dadurch auf ein oder zwei Minuten reduzieren und man könnte zu jedem Zeitpunkt nach Herzenslust die Parameter individuell manipulieren. Außerdem wäre diese Schnittstelle viel weniger fehleranfällig und viel einfacher zu bedienende. Wie gesagt, einige Hersteller, haben bereits dieses Konzept verstanden und umgesetzt. Aber andere Hersteller sind noch immer nicht auf der Höhe der Zeit.

Fazit

Natürlich kostet ein USB-zu-Seriell-Adapter nur wenige Euro. Die Kosten für den Adapter sind kein schlagkräftiges Argument gegen diese Schnittstelle. Natürlich benötige ich den Adapter in Zukunft nie mehr. Das wichtigste Argument, welches gegen die RS-232-Schnittstelle spricht, ist jedoch deren Komplexität. Wie viel Stunden an Produktivität verschwenden die IT-Mitarbeiter mit dem Debuggen und dem richtigen Konfigurieren dieser Schnittstelle? Durch eine in die Netzwerk- und Rechner integrierte RS-232-Schnittstelle ist kein Produktivitätsgewinn zu erreichen und aus diesem Grund sollten wir im 21. Jahrhundert solche Geräte entschieden ablehnen.